Presse-Archiv 2005

Zeitreise führt zu Spuren von Krieg und Frieden im Kreis

Niedergang und Neuanfang

11.08.2005

Darmstadt-Dieburg - Zu Symbolen von Niedergang und Neuanfang führt eine "Zeitreise" am 11. September, bei der die Denkmalschutzbehörde des Kreises, wie immer am bundesweiten Denkmaltag, interessierten Bürgern den Blick auf die Geschichte des Landkreises aus einer bestimmten Perspektive eröffnet. Der Titel "Krieg und Frieden" ist nicht zufällig gewählt: Der Denkmaltag, traditionell am zweiten Sonntag im September, fällt in diesem Jahr auf "Nine Eleven", jenes Datum, das mit einer neuen Dimension des Terrors verbunden wird.

Von der "Motte" bei Bickenbach, einer Turmhügelburg aus dem elften Jahrhundert, bis zum Munitionsdepot der US-Army in Münster aus der Zeit des so genannten Kalten Kriegs demonstrieren verschiedenen Bauten im Landkreis Verteidigungsbereitschaft. An zahlreichen Orten findet man Befestigungsanlagen, Macht- und Herrschaftsanspruch in Stein, Ruinen und Siedlungen, die dem Neubeginn architektonische Gestalt geben. Auch Friedensbrunnen, Gedenkstätten, Engel und Sakralbauten, die der inneren Einkehr und als Zuflucht dienten, stehen für den scheinbar zwangsläufigen Kreislauf von Kampf, Versöhnung, Aufbruch und Hoffnung, erneuter Vernichtung und neuer Zuversicht über die Jahrhunderte hinweg. Aus manchen Epochen sind heute keine "Zeugnisse der Vergangenheit" mehr zu finden. "Doch auch das Nichts sagt etwas aus", so Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries.

Liane Mannhardt, die Leiterin der Denkmalschutzbehörde, wird bei der "Zeitreise" eine ausführliche Rückschau geben auf die Einflüsse von Krieg und Frieden, herrschaftlichen Territorialansprüchen und europäischen Auseinandersetzungen, Besatzung und Reparationskosten, Pest, Armut, Flüchtlingsströme. Die Bustour beginnt um 10 Uhr am Kreishaus in Darmstadt-Kranichstein, Jägertorstraße 207 (Mittagspause in Dieburg, Rückkehr gegen 17 Uhr). An sechs Stationen ist ein Halt eingeplant, der erste in Babenhausen am Breschturm, einem von früher sieben Wachtürmen der Stadtmauer, in den 1635 kaiserliche Truppen ein Loch, die "Bresche", geschossen haben sollen. Im "Haufendorf" Klein-Umstadt zeigt Mannhardt die Wehrkirche von 1425, die der Bevölkerung in Kriegszeiten und bei Überfällen Schutz bot. In Dieburg erfährt man am Beispiel des Kronenwirts, wie es sich Soldaten fremder Nationen auf Kosten anderer gut gehen ließen. Lediglich eine Gedenktafel erinnert in Dieburg an eine Synagoge, deren Platz heute eine Bank einnimmt. Dazu weiß die Denkmalpflegerin ebenso Geschichten zu erzählen wie zu den Kriegerdenkmalen vor der Kirche ("Germania") und auf dem Berg (Granitsäule mit eisernem Kreuz) bei Groß-Bieberau. Ober-Ramstadt/Rohrbach wird als neue Heimat vertriebener Waldenser aus den Kottischen Alpen augenfällig, die ihr Dorf in U-Form aufbauten und damals, im 17./18. Jahrhundert, mit Kartoffeln und Rotklee Neues für Küche und Futtertröge mitbrachten. Der letzte Stopp gilt der Gedenkstätte des Volksbund deutsch Kriegsgräberfürsorge auf einem Hügel bei Brandau, wo die Gräber von mehr als 460 Opfern der Naziherrschaft aus 17 Nationen zu Frieden und Versöhnung zwischen den Völkern mahnen.

Info: Plätze im Zeitreisebus (Fahrtkosten 5 Euro/Person) kann man bei der Servicestelle im Kreishaus Kranichstein buchen (Telefon 06151/881 1011). Dort ist ab September auch kostenfrei eine ausführliche Routenbeschreibung als Faltblatt für private Ausflüge erhältlich.

zurück...