Presse-Archiv 2005

BioTopTour zeigt Zauberhaftes im Kiefernwald

Schönheit auf den zweiten Blick

10.06.2005

Pfungstadt - Schnurgerade Schneisen, gebündelte Hochspannungsleitungen, ein Baum neben dem anderen - die Kiefernwälder im Norden Pfungstadts wirken ziemlich monoton. Und doch wohnt dem Gebiet ein besonderer Zauber inne, den zu entdecken die Naturschutzbehörde des Landkreises bei ihrer dreizehnten "BioTopTour" am Sonntag (19.) einlädt. Die geführte Wanderung durch ebenes Gelände beginnt um 9.30 Uhr am Wasserwerk (Zufahrt über die neue B 426).

Für fünf Kilometer Strecke sind zweieinhalb Stunden eingeplant, also viel Zeit zum Spähen, Staunen und den Erzählungen von Dr. Wolfgang Heimer aus dem Landratsamt zu lauschen. Was wohl nur wenige wissen: Hier läuft man durch eine Altdünenlandschaft eiszeitlichen Ursprungs. Flurnamen wie "Weißer Berg" erinnern daran. Nach der Kälte vor mehr als zehntausend Jahren kam die Wärme und mit ihr eine Fülle von Tier- und Pflanzenarten aus südlichen Gefilden. Viele "Einwanderer" überdauerten die systematische Aufforstung unter der Regentschaft von Landgraf Georg I. im 16. Jahrhundert und die Nutzung als Hütewald mit eingestreuter Dreifelderwirtschaft und Wildäckern. Heute stechen sie - zumindest Kennern - als botanische und faunistische Ausnahmeerscheinung ins Auge. Die Flächen sind deshalb Bestandteil eines Erprobungs- und Entwicklungsprojekts des Kreises, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird.

"Hier wiegt das Haar-Pfriemgras seine Grannen im Wind, und der Schneckenklee drückt sich an den Boden. Der Baumpieper gleitet durch die Lüfte, und wir hören die Rufe von Waldlaubensängern und Trauerschnäppern", beschreibt Dr. Heimer das Naturidyll. Wer am Sonntag mitmarschiert, hat die Chance, die seltene Silberscharte, Blauen Lein, Sonnenröschen und Ackerstiefmütterchen zu Gesicht zu bekommen, vielleicht auch den "Rotrückenwürger", der gern in Wacholderbüschen nistet. Und nicht ahnungslos vorbeigehen am blau blühenden "Natternkopf" und dem "Roten Waldvögelein", was keineswegs ein Vogel, sondern eine Orchidee ist. Auch Schmetterlinge namens "Waldportier" sind bei Pfungstadt heimisch, ebenso Raritäten aus der Vogelwelt wie Wiedehopf und Baumfalke. Tellerkraut, von früheren Generationen als Salat geschätzt, wächst in reichen Beständen. Beifuß und Mauerpfeffer haben sich nach gezielter Pflege und dem Einsatz von Schafen als Öko-Gärtner neuerdings unter Hochspannungsleitungen niedergelassen. Trocken, warm und nährstoffarm, bieten die Sandgebiete vielen hochspezialisierten und in ihrem Bestand gefährdeten Spezies eine Heimstatt. Tourführer Heimer bezeichnet vor allem die sonnendurchfluteten Freiflächen als "wahres Dorado" für seltene Arten.

Info: Zur Tour durch die Kiefernwälder bei Pfungstadt gibt der Landkreis ein Faltblatt mit genauer Streckenbeschreibung und naturkundlichen Erläuterungen heraus. Teilnehmer bekommen die Flyer direkt. Wer den Ausflug auf eigene Faust unternehmen möchte, kann die Infos zur 13. und den vorangegangenen BioTopTouren bestellen (Telefon 06151/8811011) oder aus dem Internet herunter laden.

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