Presse-Archiv 2005
Zwei Jäger infiziert - Veterinäramt forscht nach Ursprung
Warnung vor der Hasenpest
02.12.2005
Darmstadt-Dieburg - Zwei Teilnehmer einer Treibjagd bei Griesheim Ende Oktober haben sich möglichererweise beim Abziehen und Ausnehmen von Feldhasen mit der Hasenpest infiziert. Der Erreger wurde in dieser Woche in einem Darmstädter Krankenhaus und im Tropeninstitut Heidelberg nachgewiesen. Beide Männer hatten sich bei den Arbeiten geschnitten und einige Tage später über hohes Fieber, Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen sowie Schwellungen der Lymphknoten geklagt. Die übrigen Mitglieder der Jagdgesellschaft - etwa acht waren mit den geschossenen Hasen in Berührung gekommen - unterziehen sich aufgrund der alarmierenden Befunde jetzt vorsorglich Bluttests.
Die meldepflichtige Krankheit Tularämie kann beispielsweise bei Hautverletzungen oder durch Zeckenbisse von Tier zu Mensch übertragen werden. Menschen können sich nicht gegenseitig anstecken. Die Infektion äußerst sich in der Regel binnen einer Woche mit ähnlichen Symptomen wie bei einem grippalen Infekt und lässt sich mit Antibiotika gut behandeln. Unbehandelt können schwere Lungenprobleme die Folge sein. Der Verzehr von Wildfleisch ist bei entsprechender Zubereitung unbedenklich; Hitze tötet den Erreger ab.
Für den Ursprung der Tierkrankheit gibt es zwar einen Verdacht, bislang jedoch keinen zweifelsfreien Nachweis. Vorsorglich mahnt das Veterinäramt des Kreises vor allem Jäger zu erhöhter Vorsicht. Beim Ausweiden soll Hautkontakt unbedingt vermieden werden. Handschuhe tragen, Wasser bereit halten, gründlich desinfizieren und erlegte Tiere kritisch begutachten, lauten die Ratschläge. Zum so genannten Erregerreservoir gehören auch Mäuse, Ratten und andere Nager. Über deren Ausscheidungen können Tularämie-Bakterien in Pfützen gelangen und unter Umständen von Hunden aufgenommen werden - Grund für das Veterinäramt, Hundehalter auf die wegen der Tollwutgefahr ohnehin geltende Anleinpflicht in Wald- und Feldgebieten zu erinnern. Erkrankte Tiere fallen normalerweise durch ein verändertes Verhalten auf; sie verlieren ihre Scheu, magern ab, innere Organe sind verändert. Jäger im Landkreis haben bisher keine derartigen Anzeichen feststellen können. Bei der Treibjagd in Griesheim hätten die Feldhasen einen "gesunden Eindruck" gemacht, heißt es. Um nähere Erkenntnisse zu gewinnen, sollen in nächster Zeit vermehrt Blutproben und Körper von erlegten Hasen beim Hessischen Landesuntersuchungsamt in Gießen überprüft werden. Nach Auskunft des Hessischen Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz ist in der Tierseuchendatenbank für die zurückliegenden zehn Jahre bundesweit nicht ein einziger Fall von Hasenpest registriert. Nach Ansicht des Veterinäramts könnte dies dafür sprechen, dass die Krankheit eventuell nicht von Hasen, sondern von Zecken, die im außergewöhnlich warmen Oktober noch stark verbreitet waren, weitergetragen wurde. Noch besteht jedoch Ungewissheit.