Presse-Archiv 2005

Die Servicestelle des Landkreises besteht seit fünf Jahren

Orientierungshilfe und Fußabtreter

14.04.2005

Darmstadt-Dieburg - Es gab eine Würgeattacke, einen Familien-Sitzstreik,  Hundebetreuung und Babysitten, Tannenbaum schmücken oder einfach nur den ganz gewöhnlichen Alltag mit vielen Gesprächen, Telefonaten und Auskünften: Langeweile gehört nicht zum Wortschatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicestellen in den Landratsämtern Darmstadt und Dieburg.

Vor etwas mehr als fünf Jahren gab Landrat Alfred Jakoubek im Sinne der Bürgernähe und der unbürokratischen Dienstleistung das Ziel vor, einen zentralen Ansprechpartner und gleichzeitig eine Orientierungshilfe für die Kunden der Kreisverwaltung zu schaffen. Das Glasfensterchen mit Sprechmembrane im Eingangsbereich des ehemaligen Landratsamts in Darmstadt wurde daraufhin geschlossen, es entstand zum Auftakt der Servicezeiten eine moderne Empfangstheke. Schnell hat sich jedoch gezeigt, dass der Bedarf weit über die bloße Auskunft, wer wo was erledigen kann, hinaus ging. Um das Personal in den Abteilungen, insbesondere im Ausländeramt, bei der Führerscheinstelle, bei der Bauaufsicht und im Sozialamt zu entlasten und um die Wartezeiten zu verkürzen, wurden zum Beispiel Formulare vorgehalten. Die Servicestelle wurde gewissermaßen zur Schnittstelle zwischen Kunde und Abteilung, die beiden damaligen Pioniere Ralf Möller und Stefanie Frank zum Kompetenzzentrum, das einfach alles wusste. Nach und nach wurde die Besatzung aufgestockt, aktuell versorgen fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Darmstadt und in Dieburg die Kundschaft mit Wissenswertem.

Neben der reinen Auskunftei und der Hilfestellung beim Formular ausfüllen kamen mit der Zeit mehr und mehr Betätigungsfelder für die Servicestellen hinzu. Das Beschwerde-Management etwa ist die zentrale Stelle, die Missmut sammelt, auswertet und versucht, unkomplizierte Lösungen zu finden. "Jede Beschwerde wird ernst genommen", betont Ralf Möller, der sich als Fachmann für Deeskalation, aber manchmal auch als Fußabtreter sieht. Bei wütenden Kunden die Luft raus zu holen, ist oft nicht einfach. Er empfiehlt auf jeden Fall eine schriftliche Beschwerde, weil der Unmut in der Regel sachlicher dargestellt wird als in der mündlichen Form, bei der aus emotionalen Gründen oft nur massiv genörgelt wird, ohne etwas Konkretes auszudrücken. Dass das Anprangern von Vorgängen durchaus Sinn macht, beweist die Tatsache, dass vielfach Abhilfe geleistet oder Abläufe beschleunigt wurden.

Von der Servicestelle vorbereitet wird auch die alljährliche Kreisbereisung des Landrats, bei der Bürgerinnen und Bürger Anliegen vortragen oder Projekte vorstellen können. Da es inzwischen eine rege Terminanfrage gibt, sortiert die Servicestellen die Anliegen aus, für die der Landkreis nicht zuständig ist. In der Regel gibt es dabei keine Absagen, sondern die Themen werden oft an Kommunen oder an Landtags- oder Bundestagsabgeordnete weiter geleitet. "Wir sind für Vieles zuständig, aber nicht für Alles verantwortlich", begründet Landrat Jakoubek die Vorauswahl.

Als für alle Beteiligten positiv heraus gestellt haben sich von der Servicestelle organisierte Sondierungsgespräche vor Baugenehmigungen. Die gemeinsame Erörterung der Rahmenbedingungen baut Bürokratie ab und sorgt für beschleunigte Verfahren. Zum Aufgabengebiet gehören außerdem Sonderaktionen im Rahmen der Direktvermarktungskampagne "Frisch und lecker im Landkreis der Genießer", die Förderung des Ehrenamts mit den Stichwörtern "Ehrennadel Guter Geist", Ehrenamtscard und Freiwilligenagentur. Doch die Servicestelle ist nicht nur zentraler Anlaufpunkt für die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Kommunen. Als Vorteil hat es sich zum Beispiel erwiesen, bei bestimmten Projekten alle Verfahrensbeteiligten an einen Tisch zu holen. Damit können Unstimmigkeiten im Vorfeld ausgeräumt, verschiedene Meinungen abgewogen und oft monatelanger Schriftverkehr vermieden werden.

Dass bei aller Koordination, Vermittlung und Orientierungshilfe die Alltags-Schmankerl nicht zu kurz kommen, macht die Arbeit am Frontdesk der Servicestellen nur angenehmer. Ein Mann beispielsweise kam längere Zeit fast täglich ins Landratsamt, weil er wusste, dass dort auf dem Tresen am Empfang leckere Bonbons stehen. Als kleine Gegenleistung brachte er Prospekte von Discountern mit. Auf ein schlafendes Baby aufzupassen oder durstige Hunde mit Wasser zu versorgen sind andere selbstverständliche Randerscheinungen, die auch schon mal zur guten Tat werden können: Stefanie Frank hat vor einigen Jahren dafür gesorgt, dass eine Entenfamilie mit zahlreichem Nachwuchs gefahrlos die viel befahrene Rheinstraße vor dem alten Landratsamt in Darmstadt überqueren konnte.

Die Servicestellen des Landkreises sind in Darmstadt unter der Telefonnummer 06151/8811011 und in Dieburg unter 06071/8812000 zu erreichen (E-Mail: service@remove.this.ladadi.de). Außerhalb der normalen Dienstzeiten werden die Anrufe an die zentrale Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst in Dieburg umgeleitet, damit Bürgerinnen und Bürger auch nachts und an Wochenenden oder Feiertagen einen Ansprechpartner haben.

 

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