Presse-Archiv 2005

Biotopvernetzung im Westkreis kommt gut voran

Schaf und Rind bei Ried und Sand

23.06.2005

Darmstadt-Dieburg - Rund 900 Schafe, ein Dutzend Rinder und einige Esel sind die wichtigsten Helfer bei der seit einem Jahr laufenden Vernetzung der ehemaligen Neckarschlingen im saftigen Ried und der mageren Sandstandorte im Westkreis. In einem bundesweit einmaligen Modell soll der Biotopverbund Ried und Sand wieder hergestellt werden. Ziel ist es nach Aussage der Ersten Kreisbeigeordneten Celine Fries, den Inselcharakter der Sandflächen aufzuheben und die pflanzliche Vielfalt in den beiden Biotopen zu sichern. "Dabei wollen wir Naturschutz und Landbewirtschaftung kombinieren", sagt Fries.

Der tierische Beistand ist nötig, denn die einst zusammengehörenden Lebensräume sind zerrissen und haben keinen genetischen Austausch mehr. Längerfristig droht das Aussterben von einzigartigen Pflanzen. Die hin und her wandernden Vierbeiner sollen den wertvollen Pflanzensamen verbreiten - entweder über das Fell oder über Ausscheidungen. Damit die Tiere künftig genügend Futtermöglichkeiten haben, wurden beispielsweise in Bickenbach diverse Flächen aufgewertet. Heu von geschützten Wiesen wurde auf Flächen ausgelegt, um die Artenvielfalt durch die im Heu enthaltenen Samen zu verbessern. Ähnliches geschieht in Griesheim, wo reiner Tiefensand nach entsprechender Behandlung für gute Keimbedingungen sorgen soll. Dem Naturschutz Rechnung getragen wird durch eine neue Geländemulde im Südteil des Pfungstädter Moor, in die Amphibien sowie Sumpf- und Watvögel gelockt werden sollen. Einer Bereicherung der Insektenfauna dient die mühsame Handarbeit von Mitgliedern des Naturschutzbundes, die mit Kleingeräten schutzwürdige und sensible Bereiche bearbeitet haben. In so genannten Lesesteinhaufen sollen sich außerdem Steinschmätzer und Wiedehopf ansiedeln. Sichtbare Erfolge gibt es entlang der B 3 in Seeheim-Jugenheim, wo ein Vernetzungskorridor zwischen dem Naturdenkmal "Bickenbacher Düne" und dem südlich gelegenen Sandrasen angelegt wurde. Michael Stroh von der Unteren Naturschutzbehörde hat bereits Keimlinge von Rote-Liste-Pflanzen entdeckt, wie zum Beispiel der Karthäusernelke.

Um das Projekt möglichst flächendeckend anlegen zu können, werden nach und nach aus Sicht des Naturschutzes geeignete Grundstücke dazu gepachtet beziehungsweise gekauft. Erst jüngst kamen in Bickenbach und Pfungstadt knapp 50 000 Quadratmeter für rund 100 000 Euro hinzu. Aktuell sind knapp 325 Hektar Land in das Vorhaben eingebunden, bis 2008 sollen es unter Einbeziehung weiterer Naturschutzgebiete rund 900 Hektar sein. Die Kommunen Alsbach-Hähnlein, Bickenbach, Griesheim, Pfungstadt, Seeheim-Jugenheim und Weiterstadt unterstützen das Projekt genauso wie verschiedene Naturschutzverbände, indem sie Flächen zur Verfügung stellen. Außerdem ist das Regierungspräsidium eingebunden. Die wissenschaftliche Betreuung hat der Fachbereich Biologie der TU Darmstadt übernommen, gefördert wird der Biotopverbund durch das Bundesamt für Naturschutz, das bis 2008 insgesamt rund 1,16 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Aus diesem Topf werden auch die Geländezukäufe finanziert.

 

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