Presse-Archiv 2005

Notlösung Ausbildungsverbund wirkt segensreich

Azubi geteilt durch drei

24.11.2005

Darmstadt-Dieburg - Weil erschreckend viele Jugendliche nach der Schule buchstäblich in der Luft hingen, rief der Landkreis 1996 den ersten Ausbildungsverbund von öffentlicher Verwaltung und Privatwirtschaft in Hessen ins Leben. Das "Azubi-Sharing" hat sich zum Erfolgsmodell entwickelt.

Insgesamt 83 junge Frauen und Männer sind seither auf diesem Weg zu einem Ausbildungsplatz gekommen; sechs Neue begrüßte Landrat Alfred Jakoubek jetzt zum Start ihrer beruflichen Laufbahn im Landratsamt. Der besondere Reiz und wesentliche Unterschied des Verbundsystems zur gängigen Praxis liegt darin, dass die angehenden Kaufleute für Bürokommunikation gewissermaßen drei Herren dienen. Die Hälfte ihrer in der Regel dreijährigen Ausbildungszeit absolvieren sie in einem Unternehmen, die andere Hälfte zu gleichen Teilen beim Kreis und einer Gemeinde sowie deren Eigenbetrieben. Der Nachwuchs lernt so die Arbeit in Behörden und Betrieben kennen und ist später entsprechend vielseitig verwendbar und flexibel in der Jobwahl. Vorteile ergeben sich auch für die kommunalen und privaten Arbeitgeber: Die Kosten von rund 30.000 Euro werden geteilt, der Aufwand für jeden Einzelnen ist geringer. Dafür sorgt auch eine vom Land Hessen und dem Europäischen Sozialfond finanzierte Koordinatorin, die den Beteiligten viel Administration abnimmt, die Azubis persönlich betreut, sie auf Klassenarbeiten und Prüfungen vorbereitet, spezielle Kurse beispielsweise in Buchführung und gutem Benehmen organisiert. Für diese Aufgabe war bisher Anne Katzenmayer zuständig, die jetzt in Ruhestand geht und von Claudia Fink und Ulla Ruhland abgelöst wird. Mit ihrem Einfühlungsvermögen und Engagement hat Katzenmayer nach Meinung des Landrats wesentlich zur guten Zwischenbilanz des Ausbildungsverbunds beigetragen: Mit lediglich zwei Ausnahmen hielten alle Azubis durch und schafften ihre Abschlussprüfung, eine sogar als Jahrgangsbeste unter 1900 Auszubildenden im Bereich der IHK. Von den 54 fertigen Kauffrauen und Kaufmännern für Bürokommunikation wurden fünfzehn direkt von den jeweiligen Firmen übernommen, drei bekamen von einer Gemeinde, 27 vom Landkreis einen Arbeitsvertrag, weitere begannen ein Studium. Eine junge Frau aus den Anfängen hat inzwischen schon richtiggehend Karriere gemacht: Sie ist in einem im Kreis ansässigen Weltunternehmen zur "Beauftragten für Ausbildung" aufgestiegen.

Jakoubek betont, dass erst die Zusammenarbeit von Kommunen und Firmen unterschiedlichster Branchen - vom kleinen Familienbetrieb bis zum Global Player - die zusätzlichen Ausbildungsplätze ermöglicht hat. Für sich allein hätte keiner noch einen oder überhaupt einen Bewerber aufnehmen können. "Die guten Ergebnisse und die Zufriedenheit auf allen Seiten sprechen für die Ausbildungspartnerschaft", findet Jakoubek. Allerdings: Aufgrund der unverändert schlechten Lage am Ausbildungsmarkt seien solche Bündnisse auch in Zukunft unverzichtbar.

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