Presse-Archiv 2005

Kreisagentur für Beschäftigung bemüht sich um Schwerbehinderte

Mittel gegen das Hindernis "Handicap"

19.05.2005

Darmstadt-Dieburg - Schwerbehinderte werden bei der Kreisagentur für Beschäftigung (KfB) nicht nebenher, sondern exklusiv betreut. Zwei Fachkräfte, Peter Heuss vom Arbeitgeberservice und Fallmanagerin Andrea Plumpe, sind spezialisiert auf die Unterstützung von Menschen mit "besonderen Vermittlungshemmnissen" und überblicken die vielfältigen Hilfsmöglichkeiten, die verschiedene Institutionen bereit halten.

Das gebündelten Know how ist

der Schlüssel dafür, im jeweiligen Einzelfall optimale Einstiegskonditionen für Betriebe und Arbeitssuchenden zu finden. KfB-Leiterin Rosemarie Lück möchte Personalchefs ermuntern, sich zumindest einmal unverbindlich zu informieren. "Vielleicht können wir sogar gleich passende Bewerber empfehlen", so Lück. Vor allem für kaufmännische und Bürotätigkeiten auf unterschiedlichem Niveau sind bei der Kreisagentur Männer und Frauen vorgemerkt, die sehnlichst hoffen, trotz ihres "Handicaps" endlich eine Chance zu bekommen.

Sie können nicht schwer heben, keine Stufen steigen, nicht stundenlang sitzen, brauchen breite Türen und ebene Böden oder einen besonderen Computer. Sie haben Herz- oder Wirbelsäulenerkrankungen hinter sich, sind querschnittgelähmt oder Contergan-geschädigt, leiden an Osteoporose oder allmählichem Verlust der Sehkraft. Mit ihrer Arbeitsleistung sind sie jedoch durchaus konkurrenzfähig. "Langzeitarbeitslose mit Schwerbehindertenausweis empfinden das unfreiwillige Ausharren in der Warteschleife oft als besonders belastend", weiß Beraterin Plumpe. "Sie wollen nach ihrem fachlichen Können beurteilt und nicht wegen körperlicher oder psychischer Beeinträchtigungen als drittklassige Kandidaten behandelt werden." Um die gefürchtete Stigmatisierung auszustechen, bemühten sich viele Betroffene außerordentlich rührig und ideenreich um einen neuen Job, seien hoch motiviert und engagiert. Wie der 55-jährige Ex-Immobilienmakler, den zwei Herzinfarkte schlagartig aus der Bahn warfen, der sich aber mit einem Dasein als Arbeitslosengeld II-Bezieher nicht abfinden mochte. Er klapperte alle halbwegs in Frage kommenden Stellen ab, konnte in einer Probezeit bei einem Fachgeschäft sein Verhandlungsgeschick beweisen und wird jetzt unbefristet eingestellt. Oder der 39-jährige Gehbehinderte ohne Ausbildung, mit mehrjähriger Berufspraxis als Raumausstatter, arbeitslos seit 1996. Auch er hielt permanent Ausschau, entdeckte ein interessant erscheinendes Stellenangebot als Fahrer bei einem Express-Service - und bekam den ersehnten Arbeitsvertrag. In beiden Fällen waren die Vermittler der Kreisagentur für Beschäftigung maßgeblich beteiligt. Mal bewähren sich Lohnkostenzuschüsse als Türöffner, mal fördern Mittel etwa für einen bandscheibenfreundlichen Bürostuhl, einen rolligerechten Schreibtisch, Rampe oder Lesegerät die Einstellungsbereitschaft. Arbeitssuchende benötigen vielleicht Hilfe im Haushalt oder für besondere Aufwendungen. Plumpe und Heuss können beiden Seiten unter die Arme greifen. Sie verstehen sich als Kompass für den Weg zur jeweils richtigen Adresse, wissen, welche Stellen von BfA bis LWV finanziell oder mit Rat und Tat mögliche Hindernisse überwinden helfen. Auch die Kreisagentur selbst verfügt über eigene Förderprogramme.

Info: Kreisagentur für Beschäftigung, Rheinstraße 65, 64295 Darmstadt, Telefon 06151/881-5000, Fax 881-5555.

Rollstuhl als Eisbrecher

Bei der Kreisagentur für Beschäftigung fühlen sich Langzeitarbeitslose mit Behinderungen offenbar gut angenommen. Dafür ist auch der erste Eindruck entscheidend. "Mein Rollstuhl wirkt wie ein Eisbrecher", gibt Fallmanagerin Andrea Plumpe unumwunden zu. Beim ersten Kundenkontakt fallen oft spontan Äußerungen wie: "Ein Glück, dass sie auch behindert sind." Da verschwinde eine Barriere, die Anspannung löse sich, weil die Leute sicher seien, dass "jemand wie ich weiß, was so ein Leben bedeutet und ihnen mit Empathie begegnet." Tatsächlich verfügt die 39-jährige Diplompädagogin über eine ausgeprägte Fähigkeit, sich in die Situation anderer einzufühlen. Nicht nur, weil sie selbst betroffen ist, sondern auch von ihrer Zeit an der Uni Frankfurt, wo sie das Behindertenreferat mit aufbaute, und durch ihre langjährige berufliche Praxis in der Beratungsarbeit.

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