Presse-Archiv 2005

Kulinarischer Ehrgeiz: Mit Feuereifer an der Gulaschkanone

Feldküche mit Anspruch

12.09.2005

Darmstadt-Dieburg - "Wir können mehr als Eintopf", behaupten die Feldköche der Feuerwehren im Landkreis. Das wollen sie jetzt auch zeigen und zum Beweis ihrer kulinarischen Fähigkeiten an der Gulaschkanone ein "ordentliches" Gericht zaubern. Mit Fleisch, zwei Beilagen und einem süßen Dessert. Das ist gar nicht so einfach bei einer Massenspeisung, zumal die Tim Mälzers, Johann Lafers und Vincent Klinks unter den Blauröcken - von wenigen Ausnahmen abgesehen - in nicht gerade verwandten Brotberufen arbeiten - als Schlosser beispielsweise, als Elektriker, Gärtner oder Verwaltungssachbearbeiter.

Abgesehen vom Ehrgeiz und Anspruch der Akteure dient das erstmalige Darmstadt-Dieburger Feldkoch-Seminar als Übung für den Ernstfall, erklärt Landrat Alfred Jakoubek. Bei Großschadenslagen und Katastrophen müssen die Spezialeinheiten an den kreisweit verfügbaren elf mobilen Herden betroffene Bürger und Einsatzkräfte verpflegen, was ja bekanntlich Stimmung und Moral erheblich beeinflusst. Diese Herausforderung stellt sich zum Glück nicht oft. Im Training bleiben die Feuerwehr-Köche hauptsächlich durch Auftritte bei Festen, Grenzgängen und ähnlichen Veranstaltungen. Abwechslung wird dabei eher klein geschrieben: Erbsen-, Bohnen- oder Linseneintopf, mit oder ohne Würstchen, vielleich auch mal Gulasch. Nun also etwas Neues.

An zwei Theorieabenden lernen zwanzig Mann, Rezepte auf große Dimensionen umzurechnen, entsprechende Mengen Lebensmittel zu beschaffen, zu lagern und zu kühlen, pauken Hygienevorschriften und Kalkulation. Am Samstag, 17. September, folgt am Feuerwehrstützpunkt in Dieburg die Probe aufs Exempel. Die beiden Anleiter, Gemeindebrandinspektor Rainer Anders von Seeheim-Jugenheim, und Norbert Müller, haben dafür eine klare Parole ausgegeben: "Alles frisch und handgemacht". Feuerwehrmann Müller ist dabei übrigens als einziger vom Fach. Er verwöhnt als Koch im Lufthansa-Schulungszentrum in Seeheim normalerweise Piloten und Stewardessen. Die löffelschwingenden Männer mit ihren rollenden Öfen müssen mächtig schuften. Für 180 Portionen sind unter anderem rund 70 Kilo Schweinefleisch, 20 Kilo Zwiebeln, 10 Kilo Paprika, jeweils 12 Kilo Champignons und Gemüse wie Blumenkohl, Karotten und Lauch zu putzen, schnippeln, braten und dämpfen, außerdem Knödel zu rollen, Berge von Obst und Quark zu verschaffen. Auch beim Würzen gelten andere Dosen als haushaltsüblich. Statt der Prise braucht es schon ein paar Hände voll Salz. Ein leckerer "Jägerbraten Darmstadt-Dieburg" mit Knödeln und Sommergemüse und zum Abschluss Früchtenachtisch "Florian" soll am Ende herauskommen - und den Testessern ein möglichst gutes Bauchgefühl bescheren. Der Landrat jedenfalls ist sicher, dass dies gelingt.

zurück...