Presse-Archiv 2005
Auf Jugendliche eingehen - Präventionsbericht nennt Praxisbeispiele
Fantasie gegen Aggression
07.12.2005
Darmstadt-Dieburg - Wie bringt man Kinder und Jugendliche dazu, friedfertig mit anderen umzugehen und fremdes Eigentum zu respektieren? Mit annährend hundert erprobten Beispielen aus der Praxis zeigt der erste gemeinsame Präventionsbericht der Kreisverwaltung Darmstadt-Dieburg und des Polizeipräsidiums Südhessen eine Vielzahl von Möglichkeiten auf, auf junge Menschen einzugehen, um Gewalt und Vandalismus vorzubeugen. Nicht der erhobene Zeigefinger, sondern Fantasie und altersentsprechende Konzepte kennzeichnen die Sammlung, die Landrat Alfred Jakoubek und Polizeipräsident Gosbert Dölger eine Ideenbörse mit dem Etikett "zur Nachahmung empfohlen" nennen.
Jährlich zwei Millionen Euro Sachschaden an öffentlichen Einrichtungen im Kreis durch mutwillige Zerstörung, ein ständiger Anstieg der Körperverletzungen, begangen durch minderjährige Tatverdächtige, gaben der vor einem Jahr von Jakoubek unter Beteiligung der 23 Gemeinden ins Leben gerufenen regionalen Sicherheits- und Präventionskonferenz hinreichend Grund, den Blickpunkt auf Gegenstrategien zu richten. Viele Kommunen, Schulen, Vereine, Kirchen und andere Institutionen entwickeln - meist aus wenig erfreulichem aktuellem Anlass - eigene Modelle, um Vandalismus und Graffiti, handgreiflichen Attacken, Sucht, Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit einzudämmen, besser gar nicht erst aufkommen zu lassen. Einen Austausch untereinander gab es bisher kaum. Dabei können die jeweiligen Initiatoren von den Erfahrungen anderer lernen, erfolgreiche Modelle übernehmen. Die jetzt vorliegende Zusammenstellung will genau dies ermöglichen. Sie beschreibt Inhalte und Ablauf, Kosten und Wirkungen, nennt Kontaktpersonen, so dass man sich auf dem "Markt der Möglichkeiten" nach Bedarf bedienen, Kooperationen anbahnen kann und nicht das sprichwörtliche Rad neu erfinden muss. Die Ansätze sind sehr unterschiedlich. In ihrem Bestreben, Jugendliche tatsächlich zu erreichen, sie einzubeziehen und mitzureißen, statt ihnen Predigten zu halten, erweisen sich die Initiatoren als sehr einfallsreich. Da gibt es Musicals, Müllsammelaktionen, Kino, Theater und Fußballspiele, Schüler als Streitschlichter und die Auszeit für Störer im "Trainingsraum". Andere Projekte arbeiten mit Traumreisen, Kreativitäts- und Deeskalationstraining oder Kursen in "Anstand und Benehmen". Hier erhalten Jugendliche ein Häuschen als Treffpunkt mitten im Ort, dort finden sie in einer eigens eingerichteten Schülersprechstunde Gehör beim Bürgermeister.
Wer sich dafür interessiert, erhält den Präventionsbericht kostenfrei bei der Servicestelle im Landratsamt Darmstadt, Jägertorstraße 207 (Telefon 06151/881-1011).