Presse-Archiv 2005

Seniorenbüro sammelt bis Oktober Beschwerden

Patienten und ihre Leidensgeschichten

21.07.2005

Darmstadt-Dieburg - Rund drei Dutzend Anrufer haben bisher am Beschwerdetelefon des Kreisseniorenbüros von leidvollen Erfahrungen bei der Krankenhausentlassung berichtet. Hauptkritikpunkte: Zu früh, schlecht oder gar nicht vorbereitet und oft geradezu überfallartig werde man hinauskomplimentiert. Patienten und Angehörige fühlen sich im Stich gelassen, ratlos, hilflos und überfordert. Mit Information und weitsichtiger Planung ließe sich der Übergang besser organisieren, glauben viele. Auch die vier Seniorenbeauftragten des Kreises. Sie hatten dem Thema "Entlassungsmanagement" öffentliche Aufmerksamkeit verschafft, nachdem bei Pflegekonferenzen Mängel angesprochen worden waren. Fünf dieser regionalen Runden, zu denen das Seniorenbüro und die ehrenamtlichen Beauftragen Elisabeth Baltzer (Weiterstadt), Robert Middel (Bickenbach), Hanna Bengesser (Roßdorf) sowie Richard Siegler (Groß-Umstadt) regelmäßig Fachleute unter anderem von Heimen, Pflegediensten, Selbsthilfegruppen und Kommunen zusammenrufen, haben inzwischen stattgefunden, weitere vier sind bis Oktober noch in Dieburg, Reinheim, Otzberg und Babenhausen geplant. Die institutionelle Vertreter beobachten "verstärkt den Trend, dass es zu Schwierigkeiten kommt", vor allem wenn Patienten kurzfristig am Wochenende entlassen werden, oft ohne Medikamente und Hinweise zur weiteren Behandlung und zu Zeiten, wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist. Die Seniorenbeauftragten geben sich zwar nicht der Illusion hin, gegen Fallpauschalen und kürzere Aufenthaltszeiten mit so genannten "blutigen Entlassungen" angehen zu können, sind aber überzeugt, dass Krankenhäuser aus schlechten Beispielen Anregungen für eine wenigstens einigermaßen reibungslose Nachsorge ziehen können. Deshalb sind Erfahrungsberichte von Privatpersonen weiterhin gefragt. Das Beschwerdetelefon, Ruf 06071/881 2004, nimmt entsprechende Meldungen - auf Wunsch vertraulich - noch bis Oktober entgegen, um dann die Hauptärgernisse herauszufiltern und mit den betroffenen Kliniken zu erörtern. Dort fehlt ein solches Feedback weitgehend. "Patienten und ihre Familien haben meist erstmal alle Hände voll zu tun, um die Situation in den Griff zu bekommen. Kaum jemand meldet später, wo es geklemmt hat", weiß man im Dieburger Landratsamt. Eine Klinik in Darmstadt hat bereits aus eigenem Antrieb mit dem Seniorenbüro Kontakt aufgenommen. Das Haus verfügt zwar über eine Strategie gegen Betreuungslöcher, ist aber offen für neue Anstöße. "Wir sind lernfähig und -willig", sagen die Verantwortlichen. Das Qualitätsmanagement des Krankenhauses handle nach dem Leitsatz "Das Bessere ist des Guten Feind".

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