Presse-Archiv 2006

"Bildung mit dem Rechenschieber"

16.03.2006

Darmstadt-Dieburg - Als "Bildung mit dem Rechenschieber" bezeichnet Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries die Ankündigung von Kultusministerin Karin Wolff, zehn Grundschulen in neun Orten des Landkreises die Gelbe Karte zu zeigen. Nach Meinung der Kultusministerin sei auf Grund der zu erwartenden Klassengrößen "eine zweckmäßige Schulorganisation nicht mehr zu erreichen". Laut Wolff sollen daher die Schulbezirkssatzung geändert und Überschneidungsgebiete gegründet werden, um eine gleichmäßige Auslastung der Grundschulen zu ermöglichen. Ferner sei auf einen jahrgangsübergreifenden Unterricht hinzuwirken. Von den Auflagen sei sie aus heiterem Himmel getroffen worden, berichtet Celine Fries, schließlich gelten die Richtwerte über Klassengrößen nur für weiterführende Schulen.

Celine Fries hält diese Auflagen für völlig unsinnig, zumal sie den Vorstellungen der Landesregierung zur frühkindlichen Bildung völlig widersprächen. Auch sei das Landkreis-Motto "Kurze Beine - kurze Wege" für Grundschulen auf den Kopf gestellt, denn die Auflagen der Kultusministerin hätten zusätzlichen, letztlich vom Landkreis zu finanzierenden Busverkehr oder Autoverkehr zur Folge. Außerdem sei dann das familienfreundliche Modell des wohnortnahen Grundschulbesuchs in der Fläche nicht mehr gegeben. Überschneidungen mit anderen Schulbezirken sei, so Fries, schon aus geographischen Gründen äußerst schwierig, gerade auch in ländlichen Gebieten. "Wollen wir wirklich, dass die kleinen Kinder tagtäglich zur Schule gefahren werden müssen?", fragt die Erste Kreisbeigeordnete und zählt eine Reihe von Gründen auf, die dem widersprechen: zusätzliche Belastung der Kinder, Finanzierung von zusätzlicher Schülerbeförderung, mehr Zeitaufwand der Eltern, Umweltbelastung. Es könne nicht sein, bemängelt Fries, dass die Sparaktion des Landes auf dem Rücken der kleinen Schüler ausgetragen werde. Es leide außerdem die angestrebte und vielerorts bereits verwirklichte Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit dem flächendeckenden Angebot der betreuenden Grundschulen.

Als unzeitgemäß und nicht realistisch betrachtet die Schuldezernentin das Vorhaben, in großem Stil jahrgangsübergreifenden Unterricht einzuführen. Kombi-Klassen sollten die Ausnahme sein und nicht die Regel. Das angedachte Konzept sei ein Rückfall in frühere Zeiten und hätte mit einem modernen Bildungsangebot nichts mehr zu tun, sagt Fries.

Von der ministeriellen Auflage betroffen sind folgende Kommunen: Alsbach-Hähnlein (Schule am Hinkelstein), Fischbachtal (Heuneburgschule), Groß-Umstadt (Heubacher Schule), Groß-Zimmern (Geißbergschule), Messel (Ludwig-Glock-Schule), Mühltal (Frankensteinschule), Otzberg (Hasselbachschule), Pfungstadt (Hahner Schule), Reinheim (Hirschbachschule und Ueberauer Schule). Auf Grund der sich ausbreitenden Verunsicherung an den betroffenen Grundschulen hat Schuldezernentin Fries die Schulleitungen zu einem Gespräch am Dienstag, 21. März 2006, eingeladen.

 

 

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