Presse-Archiv 2006

Nachahmenswerte Initiativen

09.03.2006

Darmstadt-Dieburg - Mehrnousch Mousawi und Mariam Nashir sind die beiden ersten Trägerinnen des Dr. Dagmar-Morgan-Preises, den die kommunalen Frauenbeauftragten des Landkreises verliehen haben. Die aus fünf Frauen bestehende Jury würdigte bei der Iranerin Mehrnousch Mousawi das politische Engagement und die überregionale Aufklärungsarbeit. Die Afghanin Mariam Nashir erhielt den Preis, weil sie ehrenamtliches Engagement in praktische Lebenshilfe umsetzt. Beide Initiativen seien beispielhaft, nachahmenswert und im Landkreis multiplizierbar. Insgesamt lagen der Jury zwölf Bewerbungen vor. Die Auszeichnung ist hessenweit der erste kommunale Preis für die Verwirklichung der Chancengleichheit.

Die in Ober-Ramstadt lebende Mehrnousch Mousawi ist seit 24 Jahren politisch aktiv und engagiert sich im Komitee für Frauenrechte im Mittleren und Nahen Osten. Sie hat Beratungsstellen für weibliche Flüchtlinge in Mannheim und Frankfurt mit aufgebaut. Sie vertritt vehement bessere Bedingungen für ein selbst bestimmtes Leben von Frauen, gerade auch in muslimischen Familien. Ein wichtiges Anliegen ist ihr hierbei die Abschaffung der Geschlechterapartheid. Sie kämpft gegen Steinigung, Zwangsheirat und Zwangsverschleierung.

Marim Nashir wohnt in Roßdorf und leitete in Afghanistan eine große Mädchenschule, bis die Taliban die Schule schlossen. Heute gibt sie in Roßdorf Deutsch-Kurse für ausländische Frauen und bietet durch gezielte Orientierungshilfen in den Bereichen Sprache, Kultur und praktischen Alltagsübungen eine gute Integrationshilfe. Alle ihre Kurse sind kostenlos.

Landrat Alfred Jakoubek, Schirmherr des Dr. Dagmar-Morgan-Preises, bezeichnete die Preisverleihung als weiteren wichtigen Schritt der Frauenbeauftragten in der öffentlichen Wahrnehmung. Schließlich sei es gelungen, in den vergangenen 20 Jahren aus der Isolation von Einzelmeinungen heraus eine Bühne für Frauenpolitik zu schaffen. Der engagierte Einsatz für die Verwirklichung der Chancengleichheit verdiene Anerkennung. Jakoubek betonte, dass derart geöffnete Wege nicht durch kurzsichtige Entscheidungen wieder verschlossen werden dürften. Daher habe das Informations- und Beteiligungsrecht der Frauenbeauftragten seit Dr. Dagmar Morgan im Landkreis eine gute Tradition.

Dagmar Zeiß, die Kreisfrauenbeauftragte, erinnerte an die großartigen Leistungen von Dr. Dagmar Morgan, die als erste Frauenbeauftragte im Landkreis ihre Arbeit als politische Aufgabe betrachtete und Pionierin auf dem Pfad der Gleichberechtigung war. Dagmar Zeiß unterstrich, dass Gleichberechtigung keine Verhandlungsmasse sei, sie zu erreichen, sei Gesetz und in der Verfassung verankert. Daher benötige man nach wie vor eine starke Lobby für die Gleichstellung. "Wir brauchen Frauen und Männer, die den Mund aufmachen und manchmal auch unbequem sind", so Dagmar Zeiß.

zurück...