Presse-Archiv 2006

Nicht in Hysterie verfallen

23.02.2006

Darmstadt-Dieburg - Er habe großes Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung, sagt Landrat Alfred Jakoubek im Zusammenhang mit den Reaktionen auf die Vogelgrippe. "Doch für Hysterie ist kein Platz", so Jakoubek. Vielmehr leiste man im Landkreis eine sachliche Vorarbeit. Natürlich müsse man den Ernstfall im Auge haben, aber aktuell handele es sich immer noch um eine Tierseuche und nicht um eine Menschenseuche. Ob der Mensch letztendlich betroffen werde, sei reine Spekulation.

Bereits seit Juli des vergangenen Jahres treffen sich Vertreter des Veterinäramts, des Gesundheitsamts, des Katastrophenschutzes und der Kreisverwaltung in einer Arbeitsgruppe. Diese Gespräche werden angesichts der Ereignisse auf Rügen und in Mecklenburg-Vorpommern intensiviert. Ab sofort trifft sich die Runde alle vierzehn Tage. Nicht zuletzt weist der Landrat darauf hin, dass er bereits im September des vergangenen Jahres die Geflügelzüchter des Kreises zu einer Informationsveranstaltung eingeladen hatte.

Andreas Schweigmann, der Leiter des Kreis-Veterinäramts, betont, dass der Fund eines toten Vogels wie zum Beispiel Amsel, Drossel, Fink, Star, Meise oder Spatz keinen Anlass zur Besorgnis biete. "Diese Vogelarten spielen im Seuchengeschehen normalerweise keine Rolle", so Schweigmann, weil sie überwiegend als Einzelgänger oder allenfalls als Paar auftreten. Daher bestehe auch keine dringende Notwendigkeit, den toten Vogel einzusammeln und untersuchen zu lassen. Schweigmann empfiehlt, das Tier zu vergraben oder notfalls in der Restmülltonne zu entsorgen. Der Veterinär weist darauf hin, dass auf Grund der eiskalten Witterung der vergangenen Wochen einzelne Vögel wie Fischreiher verhungert seien und mit der Vogelgrippe überhaupt nichts zu tun hätten. Durch die winterlichen Witterungsverhältnisse und die schlechten Ernährungsbedingungen sind regelmäßig viele Vögel im ausgehenden Winter stark geschwächt und verenden. Dies sei ein völlig natürlicher Vorgang, der sich jedes Jahr wiederhole.

Anders verhält es sich bei Wasservögeln. Besonders Schwäne sind für das Vogelgrippe-Virus hoch empfänglich und erkranken mit hohen Todesraten. Enten und Gänse können erkranken und spielen als Erreger-Ausscheider eine große Rolle. Bei ihnen ist die Übertragungsgefahr größer, weil sie in der Regel in Gruppen leben. Da Greifvögel und Möwen Aasfresser sind, sollte man beispielsweise einen toten Bussard melden. Meldungen nehmen die kommunalen Ordnungsämter, die Polizei und die Leitstelle in Dieburg entgegen, die das Veterinäramt benachrichtigen. Das Veterinäramt übernimmt die toten Tiere zur Untersuchung. Sollte sich ein positiver Befund ergeben, gilt der Landes-Maßnahmenkatalog, der unter anderem Sperr- und Beobachtungsgebiete und Dekontaminationsstellen vorsieht. In diesem Extremfall sorgt das Landratsamt für eine umfassende Information der Bevölkerung mit Flugblättern, über das Internet und die Medien. Eine sachliche Aufklärung steht dabei im Vordergrund, um emotionale Eskalationen zu vermeiden, teilt Landrat Alfred Jakoubek mit.

Auch materialmäßig ist man beim Landratsamt gut gerüstet. Für Ersteinsätze stehen genügend Schutzanzüge, Atemmasken, Handschuhe und Stiefel zur Verfügung. Bei Bedarf kann zusätzlich beim Zentrallager des Landes Hessen in Wetzlar kurzfristig nachgeordert werden. Personen, die mit infizierten Tieren in Berührung kamen, erhalten vom Gesundheitsamt das Medikament Tamiflu. Außerdem hat der Landkreis die Städte und Gemeinden mit ins Boot genommen. Jede Kommune musste Hilfskräfte für den Ernstfall benennen.

An die Halter von Geflügel, auch wenn sie nur zwei Hühner haben, appelliert Andreas Schweigmann, die bereits bekannten Regeln einzuhalten. Dazu gehören die Anzeige der Bestände beim Veterinäramt, ein Bestandsregister, das über Tierart, Nutzung, Zu- und Abgang von Tieren Auskunft gibt, die schon immer erforderliche Impfung gegen die Newcastle-Krankheit und die Meldung einer erhöhten Zahl an Todesfällen. Darüber hinaus sollten, so Schweigmann, die Tierhalter schon in ihrem eigenen Interesse hygienische Selbstverständlichkeiten einhalten.

Informationen über die Vogelgrippe gibt es im Internet: www.ladadi.de. Unter der Rubrik Gesundheit gibt es Links zu anderen Informationsquellen des Landes und des Bundes.

 

 

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