Presse-Archiv 2006
Kreis bietet seit Neuestem Online-Beratung an
"Fighting Tiger" sucht Hilfe
07.02.2006
Darmstadt-Dieburg - Vor dem Hintergrund, dass der Umgang mit elektronischen Medien gerade bei jungen Menschen zur täglichen Realität geworden ist, hat sich die Kreis-Erziehungsberatungsstelle, nicht zuletzt auf Betreiben der Ersten Kreisbeigeordneten Celine Fries und Landrat Alfred Jakoubek, in die Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (BKE) eingeklinkt. Seit Anfang des Jahres reagiert eine Beraterin von der Erziehungsberatungsstelle Pfungstadt im Internet auf Anfragen von Jugendlichen und Erwachsenen. Zehn Stunden in der Woche wendet sie für die virtuelle Betreuung und Beratung auf. Landrat Alfred Jakoubek begrüßt den Schritt in die Hilfestellung via Computer: "Das Angebot ist ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zum modernen Dienstleistungszentrum". In Südhessen spielt der Landkreis mit seinem jüngsten Servicekind eine Vorreiterrolle.
Der wichtigste Vorteil, so die Beraterin, die eigens eine Zusatzausbildung für die Online-Beratung bekommen hat, ist die Anonymität, in der sich die Beratung abspielt. Junge Menschen oder Erwachsene mit individuellen Sorgen äußern sich unter dem Deckmäntelchen eines Pseudonyms offen und ungeschminkt über ihre Probleme. Wenn sie auf die Internetseiten gehen (www.bke-jugendberatung.de oder www.bke-elternberatung.de), geben sie sich Fantasienamen wie "Fighting Tiger" oder "Lächelnde Träne" und schildern unerkannt ihre Nöte. Beispielsweise schreibt "Einsame Seele" (männlich, 15 Jahre alt): "Wenn man mir in die Augen sieht, dann sieht man nichts. Man sieht keine Freude, sondern die totale Leere". Oder "Schattenengel": "Heute Morgen sind sich meine Eltern wieder an die Gurgel gegangen". Erschütternd dabei der Schlusssatz von Schattenengels Nachricht: "Kennst Du das Gefühl, wenn Du sterben willst, doch es geht nicht?" Beide Jugendliche beteiligen sich im auf der Startseite angebotenen Forum, andere Möglichkeiten eröffnen die individuelle Beratung oder verschiedene Chats. Allen gemeinsam ist, dass potenzielle Benutzer ihre Ratsuche von Zuhause aus starten können, sie müssen keine Termine vereinbaren und sparen Zeit. Die virtuelle Beratungsstelle ist außerdem rund um die Uhr erreichbar und gibt innerhalb von maximal 48 Stunden eine Antwort. Außerdem bieten Forum und Chat die Chance, sich unverbindlich vorab einfach nur zu informieren. Zur Sprache kommt das gesamte Spektrum der Erziehungsberatung. Ängste werden genauso geschildert wie die Stichwörter Essprobleme, Lernstörungen, Pubertät, Taschengeld Trennung oder Scheidung, Drogenkonsum, Sexualität bis hin zum Zähneknirschen.
Egal, ob Einzelberatung, Forum oder Gruppenchat - die Eintragungen werden immer von Fachmoderatoren begleitet. Diese haben auch die Möglichkeit einzugreifen, wenn beispielsweise Beiträge erscheinen, die menschenverachtend, rassistisch oder pornografisch sind. Generell gilt auch für die Moderatoren Anonymität, auch sie arbeiten im Internet mit einem Synonym.
Die stetig steigenden Nutzerzahlen beweisen die Attraktivität der Online-Beratung. Die Beraterin hat in der Anlaufphase seit Anfang Januar sechs Ratsuchende betreut, bundesweit sind es rund 400 pro Monat. Wobei die Jugendberatungsseite überwiegend von Mädchen genutzt wird. Doch auch bei den Erwachsenen spiegelt sich der "normale" Alltag bei den Erziehungsberatungsstellen wider: Der weitaus größte Teil der ersten Kontaktaufnahme geschieht durch die Mütter.
Die Online-Beratung ist zu erreichen über: www.bke-jugendberatung.de oder www.bke-elternberatung.de. Informationen gibt es bei den Erziehungsberatungsstellen des Kreises in Pfungstadt (Telefon 06157/989414, E-Mail erziehungsberatung-pf@mail.ladadi.de) oder Groß-Umstadt (Telefon 06078/931328, E-Mail erziehungsberatung-gu@mail.ladadi.de).