Presse-Archiv 2006

An der Realität vorbei geschaut

17.03.2006

Darmstadt-Dieburg - Offenbar habe das Kultusministerium vergessen, bei seiner Einschätzung der Situation an zehn Grundschulen im Landkreis in die im genehmigten Schulentwicklungsplan Prognosen bis zum Jahr 2010 zu schauen, sagt Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries. Eine Sprecherin des Kultusministeriums nannte als Grund für die Auflagen für die zehn Grundschulen rückläufige Schülerzahlen und eine fehlende Klassenstärke von mindestens 13 Schülern. Fries verweist dagegen auf die Prognose für das Schuljahr 2009/2010, nach der an fünf Grundschulen die vom Ministerium genannte Mindestzahl von 13 Schülern von allen Klassen erreicht werde. Lediglich eine Schule, die Ueberauer Schule in Reinheim-Ueberau gehe bei einer Klasse von zehn Schülern aus. Bei zwei Schulen - die Heubacher Schule in Groß-Umstadt und die Geißbergschule in Klein-Zimmern - trete voraussichtlich lediglich ein Defizit von einem Schüler bei einer Klasse auf. "Was ist, wenn in den nächsten fünf Jahren eine Familie mit drei Kindern zuzieht?", fragt die Schuldezernentin. Ein bisschen Spielraum müsse den Schulen schon überlassen werden.

Verwundert zeigt sich Celine Fries, dass die Grundschule in Pfungstadt-Hahn in der Liste des Kultusministeriums auftaucht. Laut Prognose gibt es dort bis 2010 sogar einen Schülerzuwachs. Im Jahr 2000 waren es 108 Schüler, aktuell besuchen die Hahner Grundschule 131 Schülerinnen und Schüler, im Jahr 2010 sollen es laut Prognose 136 sein. Also eine Steigerung der Schülerzahl um fast 26 Prozent. Außerdem baue der Kreis in Hahn eine komplett neue Grundschule - mit vom Land freigegebenen Bundesmitteln (IZBB). Wenn das Kultusministerium genauer hingeschaut hätte, so Kreisbeigeordnete Fries, hätte es festgestellt, dass, bezogen auf die zehn genannten Grundschulen, bis zum Jahr 2010 insgesamt lediglich 15 Schüler fehlen. Sie frage sich, warum in Wiesbaden deswegen so viel Unsicherheit verbreitet werde.

Genauso gehe der Aspekt, neue, sich überschneidende Bezirke zu gründen, an der Realität vorbei. Fries nennt als Beispiel die Heunebergschule in Fischbachtal, die gewissermaßen eine Mittelpunkt-Grundschule für alle Ortsteiledarstelle. "Sollen wir künftig einige Schüler aus Groß-Bieberau dorthin verfrachten?", fragt Fries. Ebenso liege Messel mit der Ludwig-Glock-Schule "quasi alleine mitten im Wald". Die nächste Grundschule wäre im acht Kilometer entfernten Eppertshausen - letztlich nur per Bus oder Auto zu erreichen. Zusammenlegungen würden da wenig Sinn machen. Es könne nicht angehen, dass die Kleinen in einigen Landkreis-Kommunen auf Kosten des Schulträgers auf Tour geschickt werden. Die Erste Kreisbeigeordnete betont, dass die Verunsicherung bei den betroffenen Schulen so groß ist, dass das gemeinsame Gespräch mit den Schulleitern am nächsten Dienstag unabdingbar ist.

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