Presse-Archiv 2008

Landwirte schützen bedrohte Feldhamster

20.08.2008

Darmstadt-Dieburg – Der vom Aussterben bedrohte Feldhamster ist im Landkreis Darmstadt-Dieburg nur noch in Pfungstadt anzutreffen. In Dieburg, wo er sich auch eine Weile aufhielt, wurde er schon lange gar nicht mehr gesehen. „Damit die schützenswerten Nagetiere hier nicht noch weniger werden und sich der derzeitige Bestand zumindest stabilisieren kann, beteiligen wir uns an dem Vertragsnaturschutz-Programm des Landes Hessen“, berichtet Kreisbeigeordneter Christel Fleischmann. Die zuständige Abteilung Landschaftspflege, Forsten beim Landkreis Darmstadt-Dieburg versorgt auch gleich den benachbarten Kreis Groß-Gerau und die Stadt Darmstadt mit. „Landwirte können sich mit einem freiwilligen Vertrag verpflichten, ihre Getreideäcker nicht auf ganzer Fläche abzuernten, sondern einen oder mehrere Streifen stehen zu lassen“, erläutert Fleischmann. Hier finden die Hamster dann Schutz und Nahrung. Ab Oktober, wenn sich sie zum Winterschlaf in ihren unterirdischen Bau begeben, können die Ackerstreifen ganz normal für die Kultur des folgenden Jahres bearbeitet werden. Die Landwirte haben keine Einbußen hinzunehmen, denn der Kontrakt sieht einen finanziellen Ausgleich vor. Die ersten Verträge konnten in diesem Jahr mit Landwirten in Pfungstadt geschlossen werden. 2007 wurden im Kreis Groß-Gerau schon etliche Unterzeichnungen vollzogen. „Die Bereitschaft der Landwirte hier mitzumachen ist sehr groß, denn mit wenig Aufwand kann ein großer Beitrag für den Artenschutz geleistet werden“, weiß Peter Pohlmann von der Abteilung Landschaftspflege. Außerdem profitiert von den Schutzstreifen auf den Äckern nicht nur die Leitart Feldhamster, auch andere Arten wie Feldhasen, Feldlerchen und Rebhühner freuen sich über diese erntefreien Zonen.

Feldhamster sind so selten geworden, dass manch einer, der ihm in freier Natur begegnet, glaubt seinen zahmen Bruder Goldhamster vor sich zu sehen. Dabei stellt der Cricetus cricetus, wie der Feldbewohner auf lateinisch heißt, mit maximal 35 Zentimetern Länge und einem Höchstgewicht von rund einem Pfund gut doppelt so viel Masse dar, wie das als Haustier beliebte Pendant. Sein Fell ist gelblich braun und bekommt durch den schwarzen Grund eine typische Wildfärbung, sein Bauch ist meistens schwarz. Hinter den Ohren und an den Beinen trägt er üblicherweise weiße Flecken, um Augen und Schnauze sowie am Hals schimmert das Fell rotbraun. Auffällig wie praktisch sind seine langen, gebogenen Schneidezähne an Ober- und Unterkiefer. Da diese beim Nagen an Getreide, Möhren, Karotten, Kartoffeln, Löwenzahn und Spitzwegerich aber auch beim Verspeisen von Regenwürmern, Engerlingen, Käfern und Feldmäusen ziemlich strapaziert werden, wachsen sie regelmäßig nach. Der Feldhamster ist vor allem in den Abendstunden und nachts unterwegs, nur manchmal wagt er sich bei Tageslicht aus seinem Bau.

Der Feldhamster steht schon seit Jahren auf der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland und wird auch durch eine europäische Flora-Fauna-Habitat Richtlinie geschützt. In den 50er und 60er Jahren wurde der Feldhamster als „Schädling“ mit umfassenden Beseitigungsmaßnahmen flächendeckend bekämpft, teilweise galt er als lukrative Ressource für die Pelzwirtschaft. Die noch verbliebenen Tiere fristen heute ein schweres Dasein, da Ackerflächen mit neuen Verfahren bewirtschaftet werden. Die Konzentration der Landwirtschaft auf wenige Feldfrüchte, verbesserte Erntetechniken sowie das frühzeitige Umpflügen von Ackerstoppeln nehmen dem Feldhamster nicht nur die Ernährungsgrundlage sondern auch die Deckung zum Schutz gegen Greifvögel, Fuchs oder Katzen.

Im September werden die Landschaftspfleger des Landkreises prüfen, ob die Maßnahmen der Landwirte Erfolg hatten. Unterstützung erhalten sie von der Junior-Naturgruppe Rudi Rotbein beim NABU Pfungstadt, die die Schutzstreifen nach Bauten der Feldhamster untersuchen werden. Die kleinen Experten haben schon im Frühjahr Landwirte befragt, ob sie die Nagetiere gesichtet haben. Die gesammelten Ergebnisse werden in einer Ausstellung am 22. und 23. November 2008 im Rathaus Eschollbrücken zu sehen sein.

Auskünfte über den Schutz der Feldhamster und den Vertragsnaturschutz erteilt die Abteilung Landschaftspflege, Forsten des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 06151 / 881-2128 oder -2129, E-Mail alr.verwaltung@remove.this.ladadi.de. Weitere Informationen sind im Internet unter www.feldhamster.de zu finden.

zurück...