Presse-Archiv 2008

Musiccamp_08 in Ernsthofen vom 7. bis 13. Juli

Musik ist Ausdruck, verbindet und trägt

11.07.2008

Von links nach rechts: Stefan Komp, Katharina Heinius, Florian Schimanski und Florian Gugerel.

Darmstadt-Dieburg – Alex sitzt vor einem Bildschirm, auf dem viele kleine Bilder zu sehen. Sie sind Bestandteile der Videoaufnahmen, die die 18-Jährige zu ihrem Song gefilmt hat und nun zusammenschneiden will. Eine junge Frau liegt auf dem Boden, aus ihrem Körper entsteigt ein schwarzer Schatten. Ihr Lied hat mit Tod zu tun, mehr will Alex nicht verraten. Alex ist zum ersten Mal beim Musiccamp in Ernsthofen dabei. Im Vocal-Coaching-Workshop hat sie einiges über Atmung, Körperhaltung und Stimmvolumen gelernt, in einem Studio wurde ihr Gesang zum ersten Mal aufgenommen. Merlin, 14 Jahre, spielt Gitarre und ist als Einsteiger von dem Camp begeistert. „Musik machen und aufnehmen, mit anderen zusammen, das ist schön. Ich würd’s wieder machen“, sagt er. Merlin setzt sich immer mal mit seiner Gitarre hin, klimpert ein paar Melodien, die ihm durch den Kopf fließen. Was ihm gefällt schreibt er auf. Rockmusik ist sein Stil.

Florian aus Seeheim und Florian aus Darmstadt sind schon zum dritten Mal in Ernsthofen und gehören mit ihren 16 Jahren zu den Erfahrenen. Sie spielen beide schon in Bands und haben gerade im Studio ein Stück aufgenommen. Es klingt chartverdächtig. Florian aus Seeheim kann sich gut vorstellen, später einmal beruflich etwas mit Musik zu machen. Beide genießen es, dass sie sich mit anderen austauschen können. „Wir hören uns die Aufnahmen immer wieder an, um sie noch weiter zu verbessern“, erzählt Markus Ries, einer der zehn Musikexperten, die der Landkreis Darmstadt-Dieburg auf Honorarbasis für die Workshops engagiert hat. „Dann kommt plötzlich die Idee, dass eine Geige noch gut klingen würde. Man geht dann einfach übers Camp und sucht, ob jemand mit Violine da ist und Lust hat mitzumachen“, schildert Ries die kreative Atmosphäre. Und die ist nicht nur spürbar, sondern auch akustisch wahrnehmbar. Hier zupft einer seine Gitarre im folkloristischen Stil, dort singt eine Heavy-Metal, drüben rasselt ein Schlagzeug und woanders grollt ein Bass. Den ganzen Tag wird probiert, debattiert, gedacht und abends kann, wer will, sein Können auf der offenen Live-Bühne präsentieren. „Man sieht, wie die Jugendlichen hier wachsen“, findet Lars Richter, Projektkoordinator und Jugendbildungsreferent beim Landkreis Darmstadt-Dieburg. Wer sich anfangs mit hochgezogenen Schultern auf die Bühne geschlichen hat, verlässt sie nach dem Applaus des Publikums mit glänzenden Augen und hoch gestrecktem Haupt. „Es geht hier um Respekt, um soziale Kompetenz und natürlich auch darum das breite Spektrum des Musikmachens zu kosten. Dazu gehört die Gestaltung eines CD-Covers ebenso wie die eigene Website“, erläutert Lars Richter das Motto „Musik ist noch mehr...“. Kommunikation über Musik steht im Vordergrund, dahinter verlieren soziale oder kulturelle Herkunft, Bildungsgrad, Aussehen oder Geschlecht an Bedeutung.

Großes Interesse fand der VJ-Workshop, bei dem man anhand eines Multimedia-Programms das Handwerk des Visual-Jockeys lernen konnte. Wie ein Disk-Jockey Musikfolgen zusammenstellt, vereint der VJ gespeicherte Bilder spontan zu immer neuen visuellen Kompositionen. Besonders gut kam auch der Workshop von Dieter Blaulicht, seines Zeichens Booker, und Steffen Gerlach, Musikbüro Aschaffenburg, an. Wie kriegt man es hin, als Band auf der Bühne professionell und als Einheit zu wirken, wie schafft man sich sein eigenes Image und was gehört dazu, wenn man gut für sich werben will? Zahlreiche Tipps konnten die Teilnehmer notieren und der ein oder andere Ratschlag ist nicht nur für das Musikmachen gut.

Die 52 Teilnehmerplätze des Musiccamps sind jedes Jahr auf's Neue heiß begehrt. In diesem Jahr kamen 85 Anmeldungen rein. Nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, haben 22 Mädchen und 30 Jungs zwischen 14 und 19 Jahren den Hauptgewinn gezogen. Zahlen müssen sie für die gesamte Woche inklusive Übernachtung und Verpflegung 80 Euro. Zahlreiche Sponsoren unterstützen das Camp finanziell oder mit Sachmitteln.

Das Musiccamp wurde 1992 auf Initiative des Landkreises Darmstadt-Dieburg Leben ins gerufen und ist mittlerweile eine Kooperation mit den Kreisen Groß-Gerau, Odenwald, Offenbach und Bergstraße sowie der Stadt Darmstadt und der Stadt Rüsselsheim. Neben dem jährlichen Camp bietet das Jugendbildungswerk des Landkreises Darmstadt-Dieburg auch Musikseminare an Wochenenden an. Weitere Informationen unter http://www.ladadi.de/Mediale-Arbeit.4992.0.html und www.musiccamp-ernsthofen.de.

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