Presse-Archiv 2008

Feuerwehren wollen drohendem Mitgliederschwund entgegen wirken

Demografischer Wandel als Herausforderung

04.07.2008

Darmstadt-Dieburg - Angesichts der Prognosen über die Bevölkerungsentwicklung hat das Thema Demografischer Wandel auch bei den 80 Feuerwehren im Landkreis Bedeutung gewonnen. "Der Erhalt der Einsatzfähigkeit der Feuerwehr wird zunehmend zu einer großen Herausforderung", sagt Kreisbrandinspektor Ralph Stühling und hat dabei vor allem auch den Feuerwehrnachwuchs im Auge. Voraussagen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Sechs- bis Achtzehnjährigen bis zum Jahr 2020 um rund 10 000 auf dann knapp 33 000 reduzieren wird.

Auch Landrat Alfred Jakoubek sieht die dringende Notwendigkeit zu handeln. "Wir müssen jetzt neue Wege gehen, um künftig mehr Mitglieder bei den Feuerwehren zu bekommen", sagt der Landrat. Zumal neben der demografischen Entwicklung noch weitere Tatsachen der Grund für zögerliche Mitgliedschaften, vor allem im aktiven Dienst, sind. Das Aufgabengebiet der Feuerwehren hat sich massiv erweitert, reine Brandeinsätze liegen nur noch bei etwa 20 Prozent, der Löwenanteil sind Hilfeleistungen aller Art. Hinzu kommt, dass etliche Aktive den Dienst bei der Feuerwehr vernachlässigen oder ganz aufgeben, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben, wenn sie tagsüber zum Einsatz müssen. Und nicht zuletzt spielt auch der Wandel vom "alten" zum "neuen" Ehrenamt eine Rolle. Im Gegensatz zum auf Dauer und in bestimmte Positionen gewählten Ehrenamt steht jetzt das neue, kurzzeitige und projektbezogene Ehrenamt. Die Folge ist eine kürzere Verweildauer bei der Feuerwehr, langjährig tätige Vorbilder werden immer weniger. "Kurzzeitige Mitgliedschaften verhindern jedoch Kontinuität", weiß Ralph Stühling.

Der Kreisbrandinspektor und Kreisjugendfeuerwehrwart Manuel Feick haben daher einen Aufgabenkatalog erarbeitet, der dem Mitgliederschwund begegnen soll. Zwar ist die aktuelle Situation im Landkreis noch einigermaßen positiv, sowohl bei den Aktiven als auch bei den Jugendfeuerwehren sind noch leichte Zugänge zu verzeichnen. "Doch wenn wir den Ist-Zustand nicht halten können, stehen wir vor einem Problem", sagt Manuel Feick, der mit "seiner" vielfach beachteten und prämierten Kampagne "Zukunftsschmiede Jugendfeuerwehr" zumindest vorübergehend für Entspannung sorgte. Um den Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung entgegen zu steuern, müssen nach Ansicht der Feuerwehrführung alle Akteure - von der Feuerwehr über die Politik bis hin zur Wirtschaft - sensibilisiert werden. Außerdem soll die Jugendarbeit noch mehr forciert werden. Besonders Augenmerk gilt jedoch den Frauen, deren Anteil drastisch erhöht werden soll. Kreisjugendfeuerwehrwart Manuel Feick kündigte bereits an, dass man im nächsten Jahr eine spezielle Kampagne starten werde, um vor allem auch Mädchen anzusprechen. Landrat Alfred Jakoubek schließlich entwickelte die Vision, dass die Feuerwehr an den Schulen ein Thema wird und stellte eine alljährliche Woche der Feuerwehren an den Schulen in den Raum. Erste Erfolg versprechende Gespräche gab es hierzu bereits mit der Melibokus-Schule in Alsbach und mit der Albert-Einstein-Schule in Groß-Bieberau, teilt Ralph Stühling mit.

Manuel Feick könnte sich zudem Patenschaften vorstellen, bei denen sich gestandene Aktive um die Jungen kümmern, um ihnen den Übergang zu den Einsatzabteilungen zu erleichtern. Ein entsprechender Arbeitskreis sei schon tätig, berichtet Feick. Ein weiterer Ansatzpunkt ist das bundesweit zum ersten Mal begonnene Pilotprojekt Freiwilliges Soziales Jahr bei der Feuerwehr, das demnächst mit fünf Teilnehmern im Landkreis gestartet wird. Mit Blickrichtung Politik weist Kreisbrandinspektor Ralph Stühling darauf hin, dass mehr soziale Anreize - wie zum Beispiel eine Zusatzrente oder steuerliche Erleichterungen - geschaffen werden müssten, um den Feuerwehrdienst schmackhafter zu machen.

 

 

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