Presse-Archiv 2008

Experten diskutieren über Neophyten und Eichenprozessionsspinner

18.06.2008

Darmstadt-Dieburg – Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Darmstadt-Dieburg hat die Neophytenbeauftragten der Kreiskommunen, Mitarbeiter aus den Bereichen Forst, Feuerwehr, Wasserbehörden und Wasserverbänden zu einer Tagung eingeladen, um zu informieren und zu diskutieren, wie die Ausbreitung von Neophyten verhindert und der Schutz vor Eichenprozessionsspinnern verbessert werden kann. „Durch veränderte klimatische Bedingungen sind wir auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg mit  verstärkt mit Arten konfrontiert, die das ökologische Gleichgewicht stören und die menschliche Gesundheit gefährden“, berichtet Kreisbeigeordneter Christel Fleischmann. Das Wissen und die Sensibilität für diese Thematik nehme sowohl bei Laien wie auch bei Medizinern nur langsam zu. Einig waren sich Teilnehmer und Referenten darüber, dass in den Bereichen Gesundheit, Wasserwirtschaft und Naturschutz erhebliche Kosten entstehen, wenn eine frühzeitige Bekämpfung ausbleibt.

Im gesamten Landkreis Darmstadt-Dieburg treten die bekannten Neophytenarten Japanischer Knöterich, Sachalinknöterich, das Indische Springkraut und der Riesenbärenklau vor allem entlang von Gewässern oder auf „wilden“ Kompostablagerungen auf. Die Ambrosia wird bei Griesheim, Pfungstadt und Weiterstadt vermehrt gesichtet. Knöterich und Springkraut verdrängen die heimische Flora und nehmen damit Insekten ihre Lebensgrundlage, sie verstopfen Fließgewässer und dringen in Asphalt und Fundamente ein. Gefährlich für Menschen sind der Riesenbärenklau und die Ambrosia. „Die Säfte der Herkulesstaude sind derartig aggressiv, dass sie unter Sonneneinwirkung zu Hautverbrennungen zweiten Grades führen können“, erläutert Karsten Heinrich, Diplom-Biologe der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Die Ambrosia ist hoch allergen und dafür bekannt, dass sie Heuschnupfen oder Asthma auslöst und zu Kreuzallergien führen kann. Die Ausbreitung von Springkraut, Knöterich-Arten, von Riesenbärenklau und Ambrosia müsse unbedingt verhindert werden und der vorhandene Bestand soweit wie möglich vernichtet werden, bekräftigen die Teilnehmer der Tagung. „Wer diese Pflanzen in der Landschaft entdeckt, sollte sich an die Umweltämter der Kommunen wenden“, empfehlen Dr. Beate Alberternst und Dr. Stefan Nawrath von der Projektgruppe Biodiversität. Denn bei der Beseitigung dürfe nur mit größter Vorsicht und in Schutzkleidung vorgegangen werden. Die Untere Naturschutzbehörde hat Merkblätter herausgegeben, die über die pflanzlichen Zeitbomben informieren. Sie sind abrufbar unter http://www.ladadi.de.

Eichenprozessionsspinner leben vorwiegend an Eichen und werden in der Regel von Mai bis Juni für den Menschen gefährlich. In dieser Zeit entwickeln sie Brennhaare, die die menschliche Haut und Atemwege reizen. „Wurden die Bevölkerung und Experten noch vor wenigen Jahren von diesem gesundheitsgefährdenden Phänomen überrascht, verringern heute präventive Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen zu Schaden kommen“, sagt Diplom Biologe Björn Kleinlogel, Experte für alternative Schädlingsbekämpfung. Mittlerweile kämen immer wieder auch aus der Bevölkerung Hinweise auf mögliche Nester, was sich jedoch glücklicherweise in den meisten Fällen als Fehlalarm erweise. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat zu Beginn des Frühjahrs durch die Forstliche Versuchsanstalt Göttingen die Gelände der fünf Kreisschulen untersuchen lassen, auf denen Eichen wachsen. Dazu gehört die Eichwaldschule in Schaafheim, die Ernst-Reuter-Schule in Groß-Umstadt, die Modautalschule in Ernsthofen, die Geiersbergschule in Groß-Umstadt und die Hessenwaldschule in Gräfenhausen. Dabei wurden keinerlei Gespinste gefunden. An der Hessenwaldschule, wo außerhalb des Geländes hohe Eichen stehen, wurde vorbeugend ein umweltverträgliches Gegenmittel eingesetzt. An den anderen Schulen nehmen Hausmeister die Bäume täglich in Augenschein, um sicher zu gehen, dass sich keine Raupennester gebildet haben. Wer in öffentlichen Parks oder Grünanlagen Nester des Eichenprozessionsspinners entdeckt, sollte sich mit dem Umweltamt seiner Kommune in Verbindung setzen, damit die nötigen Schutzmaßnahmen ergriffen werden können, rät Kleinlogel. Diese Arbeiten dürfen nur von Fachleuten mit Schutzanzügen und Atemschutz vorgenommen werden. Für gesundheitliche Fragen steht das Gesundheitsamt der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg unter der Rufnummer 06151 / 33090 zur Verfügung.

 

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