Presse-Archiv 2008

Jährlich 500 Lebensmittelinfektionen - Leckereien als Keimbrutstätte

Lau macht flau

29.05.2008

Darmstadt-Dieburg - In der Hitze des Sommers geht ein Fest schon mal unversehens in die Hose. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne ausreichende Kühlung oder Rechaud zum Warmhalten verwandelt sich ein leckeres Büffet schnell zur Brutstätte von Keimen. Der “Genuss” solcher Speisen kann schwere Infektionen mit heftigem Bauchweh, Durchfall und Erbrechen, Schüttelfrost und Fieber auslösen und infolge des hohen Flüssigkeitsverlusts vor allem Kinder, ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen sogar in Lebensgefahr bringen. 524 Erkrankte hat das Gesundheitsamt für Darmstadt und den Landkreis Darmstadt-Dieburg im vergangenen Jahr registriert. Die Dunkelziffer dürfte beim Zwölffachen liegen, schätzt man in Fachkreisen, denn bei weitem nicht jeder Fall dringt zu den Behörden vor.

“Die Leute wissen heute zwar besser Bescheid über Lebensmittelhygiene, trotzdem passieren immer wieder und bei unterschiedlichsten Gelegenheiten kleine Nachlässigkeiten mit schwerwiegenden Folgen”, erzählt Amtsleiterin Dr. Iris Hofstetter und nennt ein paar Beispiele aus der täglichen Praxis: Am Kindergeburtstag schlägt die selbst gemachte Cremetorte den Kleinen auf den Magen, beim Zeltlager ist‘s die Rohwurst. Nach Spätzle und Gulasch krümmt sich die Seniorenrunde vor Schmerzen, die private Feier endet mit einem Tiramisu-Debakel in Arztpraxis oder Krankenhaus.

Meist heißen die Übeltäter Salmonellen oder Campylobakter. Die einen machen sich innerhalb weniger Stunden schlagartig bemerkbar, bei den anderen beträgt die Inkubationszeit drei bis fünf Tage. Unter günstigen Bedingungen vermehren sich die Mikroorganismen in rasantem Tempo. Aus 10.000 Keimen in 100 Gramm Kartoffelsalat, ein normaler, unbedenklicher Wert, werden binnen vier Stunden mehr als 2,5 Millionen Keime. Davor kapituliert selbst ein robuster Magen. Den idealen Nährboden finden die Krankheitserreger in Eiern und daraus hergestellten Speisen wie Cremes, Mayonnaise, Eis, in Geflügel, Fleisch, Wurst und Krustentieren. “Die schärfsten Waffen dagegen sind Sauberkeit, Hitze und Kälte”, betont Dr. Hofstetter und gibt ein paar Tipps. Salat und Fleisch sollten nicht auf der selben Arbeitsfläche behandelt, Hände und Küchengeräte immer wieder mit heißem Wasser gereinigt werden. Küchenkrepp ist Handtüchern vorzuziehen, Lappen, Schwämme und Bürsten sind Keimschleudern und häufig zu wechseln. Optimale Wachstumsbedingungen finden Keime bei Temperaturen zwischen 10 und 60 Grad. Je länger sich Lebensmittel in diesem kritischen Bereich befinden, umso mehr leidet ihre Verträglichkeit. Mit absinkender Temperatur fallen Salmonellen & Co. quasi in Tiefschlaf, werden jedoch nach dem Auftauen wieder aktiv. Zehn Minuten kochen oder backen bei mindestens 70 Grad tötet die Bakterien - wobei es wichtig ist, dass auch der Kern beispielsweise des Bratens oder des aufgetauten Steaks diese Hitze erreicht. Bei einem Büffet ist darauf zu achten, dass warme Speisen nicht lau dahin dümpeln, sondern mit Warmhalteplatte oder Stövchen entsprechend auf Temperatur gehalten werden. (db)

Info:

Weitere Hinweise für pannenfreie Sommergenüsse kann man nachlesen in der Broschüre “Feste sicher feiern“, die der deutsche Hausfrauenbund herausgegeben hat. Sie ist für drei Euro erhältlich bei der Verbraucherberatung in Dieburg, Schlossgasse 17 (am Landratsamt), Tel. 06071/8812072. Gemeinsam mit dieser Stelle plant die Volkshochschule für das kommende Herbstsemester auch einen Kurs in Lebensmittelhygiene.

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