Presse-Archiv 2011

Fachtag der Darmstadt-Dieburger Familienförderung mit Expertin aus Berlin

Eltern - Ein sicherer Hafen für Kinder

19.01.2011

Darmstadt-Dieburg - Kinder brauchen Bindung. Darüber waren sich die 170 pädagogischen Fachkräfte bei einem Fachtag in der Kreisverwaltung einig.

Was Bindung für die Erziehung und Bildung von Kindern im Elternhaus und in pädagogischen Einrichtungen konkret bedeutet, konnten die Beteiligten von Referentin Dr. Mauri Fries (Berlin) erfahren: Die Entwicklungspsychologin und Therapeutin stellte dem Forum das Konzept der Feinfühligkeit vor, bei dem das Sehen und Verstehen von Kindern und das daraus folgende pädagogische Handeln zentrale Leitmotive sind. Zum Fachtag hatten die Familienförderung des Landkreises Darmstadt-Dieburg und die beiden freien Träger der Jugendhilfe, das St. Josephshaus (Klein-Zimmern) und die Mobile Praxis (Darmstadt) eingeladen.

Die Darmstadt-Dieburger Sozialdezernentin, Vize-Landrätin Rosemarie Lück, sicherte in ihrer Begrüßung beiden Institutionen auch weiterhin die Unterstützung des Landkreises zu.

Die Experten aus der Familienhilfe, Kindertagesstätten, Tagespflege und Erziehungsberatung konnten sich mit Videobeispielen ein Bild von unterschiedlichem Bindungsverhalten von Kindern machen. Mauri Fries konnte dabei aufzeigen, dass Kinder genau wissen, was ihnen gut tut: Sie haben von Geburt an eine starke innere Motivation, Bindungen zu Erwachsenen einzugehen. Dies fördert bei Wohlbefinden ihre Neugier und damit ihre Erkundung der Welt. Und es schützt und tröstet bei Stress, wenn sie bei einer Überforderung wieder zu den wichtigen Bezugspersonen in der Familie und Betreuungseinrichtungen zurückkehren können.

In den Videoaufzeichnungen wurde zwischen Lachen und Weinen der Kleinen deutlich, welche kindlichen Regungen Signale für ein sicheres und ein unsicheres Bindungsverhalten sind. Gerade die sicher gebundenen Kinder, so Fries, seien anstrengend, denn sie können vehement einfordern, was sie benötigen.

Besonders um das zweite Lebensjahr sind hier von Eltern Klarheit und Orientierung wichtig.

Fries räumte auch das Vorurteil aus, Kinder sollten nicht verwöhnt werden. Die Referentin: „Kinder kann man nicht verwöhnen.“ Eltern und pädagogische Profis müssen Kinder, wenn sie in Stress geraten, sofort und angemessen trösten und ihnen Sicherheit geben. Gefühlsäußerungen sollten nicht bestraft oder ignoriert werden. Wenn Kinder die Erfahrung machen, dass ihre Gefühle in Ordnung sind,  lernen sie, dass man auch mit bedrohlichen Gefühlen klar kommen kann. Sie finden, so die Psychologin, dann wieder eine innere Balance, sie beginnen ihren Verstand zu nutzen, um selber etwas zu bewirken: „Damit beginnt bereits die frühkindliche Bildung und es ist die Basis geschaffen in der Welt zu bestehen,  auch wenn es mal stürmisch wird. Die Eltern sind dann der sichere Hafen, an dem der Sturm vorbei zieht.“

Eltern seien aber auch Menschen, die nicht immer ausdauernd und geduldig sein könnten. Wichtig sei hier nur, dass die Eltern, auch wenn sie mal poltern, die Verantwortung dafür übernehmen, „dass alles wieder gut wird“.

Und wenn Kinder den heimischen Hafen verlassen müssen, brauchen sie Zeit. Für die  Eingewöhnung in die Krippe, Tagespflege und Kindertagesstätte gab Fries eindeutige Empfehlungen: So sollen sich die Eltern zunächst nur zwanzig bis dreißig Minuten entfernen. Die Erfahrung zeige, dass Kinder dafür im Schnitt etwa zwei Wochen benötigen. Wenn sich Kinder stark an die Eltern klammern, müsse man ihnen auch mal drei Wochen Zeit geben. In einigen Fällen reiche aber auch eine Woche zur Eingewöhnung in eine neue Umgebung.

 

zurück...