Presse-Archiv 2011

Praktiker, Wissenschaftler und Politik diskutierten im Kreishaus

„Schulen müssen sich interkulturell öffnen“

10.10.2011

Darmstadt-Dieburg – Rund 130 Fachleute aus den Bereichen Migration und Integration waren der Einladung der Interkulturellen Büros des Landkreises Darmstadt-Dieburg und der Wissenschaftsstadt Darmstadt, von staatlichem Schulamt Darmstadt und Darmstadt-Dieburg und dem Paritätischen Hessen Ende September zu der Tagung „Interkulturelle Öffnung von Schule unter dem Aspekt der Elternarbeit“, ins Kreishaus nach Darmstadt-Kranichstein gefolgt.

„Das deutsche Schulsystem basiert zunehmend darauf, dass Eltern ihre Kinder unterstützen oder freiwillige Arbeiten an den Schulen übernehmen. Eltern mit Migrationshintergrund sind eher zurückhaltend im Kontakt mit Schulen und Lehrenden und werden mit den klassischen Formen der Elternarbeit an Schulen nur schlecht erreicht“, erläuterte Erste Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück die Ausgangslage der Fachtagung. Die Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule trage wesentlich zum Schulerfolg und zum späteren beruflichen Werdegang der Schülerinnen und Schüler bei. Hier gelte es, notwendige Rahmenbedingungen zu schaffen, so Lück. „Die Zurückhaltung der Eltern ist nicht – wie so oft vermutet- ein Zeichen von Desinteresse. Vielmehr wirken hier Hemmschwellen und unsichtbare Barrieren, die den Eltern den Zugang zur Schule und auch den Lehrenden den Zugang zu den Eltern erschweren“, machte Darmstadts Bürgermeister Rafael Reißer deutlich. Ralph von Kymmel, kommissarischer Amtsleiter des Staatlichen Schulamtes betonte: „Wenn es gelingt, alle Eltern aktiv am Schulleben zu beteiligen, sind die Schülerinnen und Schüler deutlich im Vorteil“. Anne Franz, Ehrenvorsitzende des Paritätischen Hessen, hob hervor: „Elternarbeit ist keine kurzfristige Angelegenheit. Gute Kooperationen brauchen Zeit, um sich positiv zu entwickeln“.

Prof. Dr. Werner Sacher, emeritierter Professor für Schulpädagogik in Erlangen, stellte eindrucksvoll seine Forschungsergebnisse zum Thema „Schule und Elternarbeit“ vor. Demnach ist der Einfluss von Familien auf die Schulbildung der Kinder doppelt so stark ist, wie der von Schule, Unterricht und Lehrkräften zusammengenommen. Elternarbeit sei vor allem dann erfolgreich, wenn man aktiv auf die Eltern zugehe und wenn es gelänge die Beziehungen zwischen den Elterngruppen unterschiedlicher Herkunft zu intensivieren. Prof. Sacher benannte die Ausgrenzung von Migranten innerhalb der Elternschaft als ein zentrales Problem.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung informierten sich außerdem in fünf Workshops über gelungene Beispiele von Elternarbeit an Schulen in hessischen Landkreisen und Städten. Hier zeigte sich, dass gerade in Projekten, in denen alle Beteiligten auf gleicher Augenhöhe agieren, die größten Erfolge zu verzeichnen waren.

„Eltern – egal welchen kulturellen Hintergrund sie haben – wünschen sich gute Bildungsergebnisse für ihre Kinder. Auch die Gesellschaft braucht gut ausgebildete junge Menschen“, so Erste Kreisbeigeordnete Lück. Die interkulturelle Öffnung der Schulen sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass alle Kinder gleichermaßen von Bildung profitieren.

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