Presse-Archiv 2011

„Jeder ist für seine Zukunft verantwortlich“

20.09.2011

Darmstadt-Dieburg – Im Landkreis Darmstadt-Dieburg leben 30 000 Menschen mit ausländischem Pass. Zählt man diejenigen dazu, die eingebürgert sind oder familiäre Wurzeln in anderen Ländern haben, blicken noch erheblich mehr Bewohner des Landkreises auf eine Zuwanderungsgeschichte zurück. Dass viele von ihnen Erfolgsgeschichten geschrieben haben, geht allzu oft unter. Das Interkulturelle Büro des Landkreises Darmstadt-Dieburg hat Menschen getroffen, die sich im Landkreis integriert fühlen und Karriere gemacht haben. Sie erzählen ihre Geschichten und was ihnen dazu verholfen hat, in Deutschland daheim und beruflich erfolgreich zu sein.

Khatib Laaouaje ist Polizeioberkommissar bei der Polizeistation Ober-Ramstadt. Der 36-jährige gebürtige Marokkaner ist seit den 90er Jahren eingebürgert. Seine Eltern kamen vor gut vierzig Jahren nach Deutschland und landeten zunächst in Groß-Gerau. Hier kam Khatib Laaouaje zur Welt und ist in Darmstadt aufgewachsen. In der Stadt durchlief er Grundschule und Gesamtschule reibungslos. An der Bertold-Brecht-Schule machte er das Abitur und begann an der Technischen Universität das Studium der Sportwissenschaft. „Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass die Berufschancen nach einem Abschluss für mich zu dieser Zeit schlecht waren“, erinnert sich Khatib Laaouaje. Bei einem Gespräch mit einem alten Schulkameraden, der Polizeibeamter war, lernte Khatib Laaouaje den Beruf näher kennen und fing Feuer.

„Ich habe mich zuerst telefonisch beim Polizeipräsidium informiert und bin dann persönlich vorstellig geworden“, erzählt Khatib Laaouaje. Auf seine Bewerbung folgte die Eignungsprüfung, die ihn in die engere Wahl beförderte. Nach ein paar Untersuchungen und einem Abschlussgespräch hatte er im Jahr 2000 den ersehnten Ausbildungsplatz in der Tasche. Interessant findet Khatib Laaouaje an seinem Beruf bei der Polizei, dass es verschiedene Bereiche gibt. Er hat sich für den Streifendienst entschieden. Wenn er auf seinen beruflichen Weg zurück schaut findet er „Es mag alles sehr klar erscheinen, aber es gab auch Steine auf meinem Weg. Eine Erfahrung ist, jeder ist seines Glückes Schmied. Jeder ist für sich selbst verantwortlich“.

Dass er marokkanische Wurzeln hat, empfindet er als Vorteil, weil er sensibler auf Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund eingehen und manches auch eher nachvollziehen kann. „Ich vermittle auch viel über Sprache“, so Khatib Laaouaje. Er spricht ein wenig türkisch, arabisch versteht er sehr gut und spricht es nach eigener Einschätzung „einigermaßen“.

Mit der deutschen Sprache hat Khatib Laaouaje nie Probleme gehabt: „Meine Mutter spricht sehr gut deutsch, sie hat von Anfang an dafür gesorgt, dass wir gutes deutsch lernen“. Sie hat als Krankenschwester ausgeholfen und in Hotels gearbeitet. Als Khatib Laaouaje sich für den Polizeidienst entschied, fanden die meisten in der Familie das „toll“. Einige Skeptiker fragten, ob er sich unter den Kollegen behaupten könne. „Das konnte ich ausräumen, da es mittlerweile viele Kollegen mit Migrationshintergrund gibt“, erklärt Khatib Laaouaje. Im Rückblick hat es tatsächlich schon mal „dumme Sprüche“ gegeben, die aber eigentlich niemand ernst genommen hat. Selten kamen Konflikte auf, sie konnten rasch aufgelöst werden.

Seine Einbürgerung war für Khatib Laaouaje eine logische Konsequenz: „Ich sehe Deutschland als meine Heimat, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Dass meine Wurzeln wo ganz anders sind, dessen bin ich mir sehr bewusst. Letztendlich ist das eine Bereicherung“. Menschen, die neu nach Deutschland kommen, empfiehlt er, rasch die deutsche Sprache zu lernen: „Sprache ist das Tor zur Welt, damit kommt auch die Bildung einher“. Selbstverständlich seien auch die Eltern gefordert, die ihren Kindern den Weg weisen müssen.

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