Presse-Archiv 2011

Landkreis unterstützt gute Ideen gegen Zerstörungswut

Vandalismus an Schulen hat Schmerzgrenze überschritten

08.07.2011

Gefällte Esskastanie

Demolierte Toiletten

Demolierte Toiletten

Nach der Wochenendparty

Ende einer Schulstunde

Darmstadt-Dieburg – Als neulich über Nacht eine Kastanie auf dem Schulhof einer Kreisschule von Unbekannten mutwillig gefällt wurde, ist eine Grenze überschritten worden. Die Täter haben eine Kettensäge dafür benutzt, niemand in der Nachbarschaft hat etwas gehört oder gesehen. Vandalismus ist ein Thema, das jede Schule im Landkreis betrifft – und wahrscheinlich gibt es nirgends eine Schule, die das Problem nicht kennt. Das macht es aber nicht besser. „Ich bin enttäuscht darüber, dass immer wieder zerstört wird, was uns allen gehört“, sagt Schuldezernent Christel Fleischmann. Der Landkreis habe es sich zur Aufgabe gemacht, seine 81 Schulen so zu gestalten und einzurichten, dass sie Lebensräume zum Wohlfühlen sind. Damit schaffe er nicht nur eine Umgebung, in der man gut und gerne lernen und arbeiten kann, er bringe zugleich den Schülern, Lehrern und anderem Personal Respekt entgegen, die täglich in Schulen ein- und ausgehen. „Im Gegenzug erwarten wir auch Respekt vor dem, was wir mit viel Mühe, Überlegungen und Geld bereit stellen“, sagt Fleischmann.

Holger Gehbauer ist technischer Betriebsleiter des Gebäudemanagement beim Da-Di-Werk. Er organisiert, dass Schulen gut in Schuss gehalten, wenn nötig saniert oder gar neu gebaut werden. Dass er beim Thema Vandalismus Frust verspürt, merkt man ihm an, auch wenn er sehr sachlich über seine Erlebnisse mit Zerstörungslust berichtet. „Wir hatten ein Gebäude an einer Schule gerade eingeweiht. Die WC-Anlagen waren komplett saniert. Neue Böden, Kacheln, Toiletten, Waschbecken, alles war modern eingerichtet und sauber. Eine dreiviertel Stunde nach der Einweihung hat man die Toilettenräume nicht wieder erkannt“, erzählt Gehbauer. Nagelneue Türen waren herausgebrochen, Wände verschmiert, Toiletten mit Klopapier verstopft. Die Hausmeister und Putzkräfte haben Stunden damit verbracht, das Chaos zu beseitigen. Beliebt sei es auch, Partys am Wochenende oder abends auf den Dächern von Schulen und Sporthallen zu feiern. „Da gehen Scheiben zu Bruch und Berge von Müll bleiben zurück“, berichtet Gehbauer. Kurz vor den Sommerferien habe die Schulleitung an einer Schule den Schulabgängern untersagt, auf dem Schulgelände ihren „Abschluss-Scherz“ zu feiern. Die Jugendlichen haben trotzdem ihre Party steigen lassen und kräftig Spuren hinterlassen. An einem noch nicht eingeweihten Neubau wurden Scheiben eingeworfen, Fassadenbleche verbogen und verkratzt und der Inhalt von Mülleimern wild verstreut. Frisch gestrichene Wände waren mit dem Schriftzug verschmiert „Das habt ihr jetzt davon!“.

Fleischmann berichtet, dass er schier fassungslos war, als er hörte, dass es Gruppen gab, die in den Kreissporthallen ihr Bier gekühlt haben, indem sie die Kästen stundenlang unter die laufenden Duschen gestellt haben. Manche kämen auch, um dort ihre Hunde zu duschen. Totaler Wasserschaden sei entstanden, als eine zeitlang regelmäßig jemand durchs Dachfenster in die Sanitäranlage einer Schule eingestiegen war, das nächstbeste Waschbecken runtergebrochen, die Armaturen abgerissen und die Räume mit Wasser geflutet habe. Hinzu kommen immer wieder Einbrüche und Diebstahl. „Wir haben mit Vandalismus an allen Schulen zu tun, von den Grundschulen bis zu Gymnasium und Berufschule“, sagt der Schuldezernent. Zum Teil seien die Täter Schüler, oft kämen sie aber auch von außerhalb. Dass Sachbeschädigung von der sozialen Herkunft abhängt, kann Fleischmann nicht bestätigen. Werden die Schuldigen erwischt, was meistens nicht gelingt, müssen sie für den Schaden aufkommen. Manches zahlt die Versicherung, das meiste nicht.

Die Kosten, die durch Vandalismus entstehen, lassen sich kaum beziffern. Allein um Fensterscheiben zu erneuern, gibt der Kreis jedes Jahr 120.000 Euro aus. „Die Beseitigung vieler Schäden werden aus ‚Bordmitteln’ beglichen“, so Betriebsleiter Gehbauer. Das heißt der Hausmeister besorgt Ersatzteile und baut alles wieder zusammen. Gehbauer schätzt, dass die Kollegen dafür im Schnitt zwei Stunden pro Woche aufwenden. „Bei 81 Schulen macht das 160 Stunden pro Woche“, rechnet Gehbauer vor. „Die Arbeitskraft und das Geld fehlen uns an anderer Stelle“, sagt Schuldezernent Fleischmann. Er denkt darüber nach, die Schulen durch Videoüberwachung und Alarmanlagen zu schützen. Zäune wurden an manchen Schulen schon aufgestellt. Das ist die Voraussetzung, um Täter überhaupt strafrechtlich belangen zu können. Lieber wäre ihm, sagt Fleischmann, wenn Eltern, Schüler, Lehrer, Nachbarn und alle, die an den Kreisschulen tätig sind, sich aktiv dafür einsetzten, dass Schulen Lebensräume sind, die es sorgsam zu behandeln gilt. „Der Landkreis ist gerne bereit, gute Ideen zu unterstützen“, so der Schuldezernent.

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