Presse-Archiv 2013

Aktionen zum Equal Pay Day

Hunderte roter Luftballons für bessere Frauengehälter

18.03.2013

Darmstadt-Dieburg – Hunderte roter Luftballons werden am 21. März um 11 Uhr vor dem Rathaus in Griesheim in den Himmel aufsteigen. Mit der Aktion machen die Frauenbeauftragte der Stadt, Karin Hofmann, die Abteilung für Chancengleichheit des Landkreises und die kommunalen Frauenbeauftragten im Landkreis darauf aufmerksam, dass noch immer eine Lücke zwischen der Bezahlung von Frauen und Männern klafft. Aktuell verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt 22 % weniger als Männer. Deutschland belegt dabei einen der hinteren Plätze im Vergleich der europäischen Industrienationen, gefolgt von Österreich und Estland. Der Equal Pay Day wird jährlich ausgerufen. In diesem Jahr markiert der 21. März den Tag, an dem Frauen durchschnittlich so viel verdient haben, wie Männer am 31. Dezember zuvor. Die Citydome-Kinos in der Darmstädter Innenstadt setzen ebenfalls Zeichen für mehr Entgeltgleichheit. Frauen, die eine rote Tasche dabei haben, oder das Codewort „rote Tasche“ nennen, erhalten beim Kinobesuch am 21. März einen Rabatt von 22 %.

Nach Auskunft von Monika Abendschein, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit beim Landkreis, entsteht die Lohnlücke vor allem, weil typische Frauenberufe schlechter bezahlt werden. Dazu zählen in großem Maße die Gesundheitsberufe, die zu 80 % von Frauen ausgeübt werden. „Wir haben es hier mit einem Berufszweig zu tun, der in einer alternden Gesellschaft an Bedeutung gewinnt. Gleichzeitig steht er am unteren Rand der Gehaltsstatistiken, verglichen mit gleichwertigen Ausbildungsberufen“, sagt Monika Abendschein. Der tarifliche Mindestlohn liege beispielsweise in der von Frauen dominierten Pflegebranche bei 8,50 Euro brutto und im Männer dominierten Baugewerbe bei 10,90 Euro. Weil es dringend geboten sei, diesen Missstand zu beiseitigen, fordern Akteurinnen und Akteure bundesweit mit dem diesjährigen Equal Pay Day, Beschäftige im Gesundheitssektor besser zu bezahlen.

Auch die Wahl des Berufes wirkt sich auf die durchschnittlich schlechtere Bezahlung von Frauen aus, die sich bis heute bei Mädchen und Jungen häufig an der klassischen Rollenverteilung ihrer Eltern orientiert. Die Hälfte aller weiblichen Erwerbstätigen arbeitet in fünf von 87 Berufsgruppen und da in den Branchen mit den niedrigsten Löhnen, wie etwa im Einzelhandel oder im Hotel- und Gaststättengewerbe. „Sieben von zehn Beschäftigten im Niedriglohnbereich sind Frauen“, weiß Abendschein. Hinzu komme, dass in klassischen Frauenberufen wie Verkauf, Reinigung, Erziehung, Sozialarbeit geringere Löhne gezahlt werden als in vergleichbaren Männerberufen. „Die tarifliche Grundvergütung bei einer Verkäuferin beträgt 1.680 Euro im Monat, bei einem Drucker sind es 2.336 Euro“, zeigt Monika Abendschein beispielhaft auf.

Frauen seien außerdem häufiger als Männer in Kleinbetrieben beschäftigt, wo das Durchschnittsgehalt von Frauen bei 73 % des Verdiensts von Männern liegt. In großen Unternehmen erhalten Frauen durchschnittlich 83 % des Männergehalts. Zu der schlechteren Gehaltslage trägt auch bei, dass 82 % aller Teilzeitstellen von Frauen besetzt sind. Denn wer in Teilzeit arbeitet, hat im Durchschnitt einen um 4 Euro schlechteren Stundenlohn als Vollzeitbeschäftigte. In Hessen ist inzwischen jede zweite Frau in Teilzeit tätig, die Hälfte von ihnen verdient weniger als 800 Euro im Monat. Immer wieder haben Frauen, die nach einer Familienphase wieder in den Beruf einsteigen, Einkommenseinbußen hinzunehmen. „Auch hier wirken sich traditionelle Rollenverteilungen zwischen den Eltern aus“, erklärt Monika Abendschein. 

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