Presse-Archiv 2014
Kreis ist Pilot für den "Pakt für den Nachmittag"
24.07.2014
Das Hessische Kultusministerium hat jetzt die Schulträger Wissenschaftsstadt Darmstadt und Landkreis Darmstadt-Dieburg gemeinsam als Pilotschulträger für die konzeptionelle Entwicklung des „Pakts für den Nachmittag“ an Grundschulen ausgewählt.
Der „Pakt für den Nachmittag“ ist im schwarz-grünen Koalitionsvertrag des Landes vereinbart und schreibt die Einrichtung einer verlässlichen Nachmittagsbetreuung für Grundschulkinder fest, deren Kosten sich Land und Kommunen teilen sollen. Das Ganztagsprogramm des Landes soll auf alle Grundschulen, die das wollen, ausgedehnt werden und den Zeitraum bis 14.30 Uhr abdecken. Die Kommunen hingegen sollen die Nachmittagsbetreuung bis 17 Uhr gemeinsam mit den Schulen, freien Trägern, Vereinen, Kirchengemeinden und Elterninitiativen organisieren.
Die Schuldezernenten von Stadt und Landkreis sehen in der Entscheidung des hessischen Kultusministers Ralph Alexander Lorz eine besondere Wertschätzung der Landesregierung für die Bildungsregion insgesamt: „Der Erfolg unserer gemeinsamen Bewerbung als Pilotschulträger für den „Pakt für den Nachmittag“ bestätigt die überaus gute Vorarbeit der Bildungsregion. „Mit der Zielsetzung, eine regionale Bildungslandschaft zu gestalten und ein professionelles Netzwerk zum Thema Bildung, Erziehung und Betreuung zu schaffen, haben die Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Landkreis Darmstadt-Dieburg schon im Mai 2013 die Vereinbarung zur Bildung einer kommunalen Arbeitsgemeinschaft nach der hessischen Gemeindeordnung unterzeichnet. Unsere gemeinsame Arbeit als Bildungsregion trägt jetzt die ersten Früchte, gleichzeitig bieten wir für die erfolgreiche konzeptionelle Entwicklung des Pakts für den Nachmittag die besten Voraussetzungen“, erklären Darmstadts Schuldezernent Rafael Reißer und der Schuldezernent des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Christel Fleischmann.
In der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat die Koalition aus Bündnis90/Die Grünen und der CDU bereits 2011 dem Ausbau der Betreuung von Schülerinnen und Schülern an Grundschulen mit Blick auf die landesweite Ganztagsschulentwicklung und ihr kommunales Förderprogramm „Familienfreundliche Schule“ hohe Priorität beigemessen. Mithilfe gezielter Maßnahmen wurde der Versorgungsgrad der Schulkinderbetreuung bis zum Schuljahr 2013/2014 auf 33 Prozent gesteigert, und es ist beabsichtigt, bis 2016 eine Versorgungsquote von 45 Prozent zu erreichen. In konkreten Zahlen bedeutet dies, dass seit 2011 insgesamt 600 neue Betreuungsplätze an Grundschulen geschaffen wurden, die finanziellen Mittel dafür wurden von 600.000 Euro im Jahr 2011 auf aktuell 1,2 Millionen Euro erhöht.
"Dem deutlich steigenden Betreuungsbedarf auch im Schulkindbereich trägt die Wissenschaftsstadt Darmstadt mit einer Vielzahl an kreativen Kooperationen Rechnung, die Aktivitäten zum Ausbau der Betreuungskapazitäten reichen von Nutzungen der Räume von Kirchengemeinden, Anmietung von Geschäftsräumen bis hin zur Out-Door-Gruppe mit Bauwagen", erläutert Darmstadts Schuldezernent Rafael Reißer.
In dieses Betreuungsangebot eingebettet ist das Ganztagsschulprogramm des Landes Hessen, das mit kommunalen Zuschüssen im Rahmen „Familienfreundlicher Schule“ in Höhe von 120.000 Euro unterstützt wird. So konnten mit Beginn des Schuljahres 2014/2015 bereits 12 der 18 Darmstädter Grundschulen in das Ganztagsschulprogramm aufgenommen werden.
„Von besonderer Bedeutung bei der Umsetzung des Paktes für den Nachmittag ist die enge Verknüpfung mit den Angeboten der Jugendhilfe. Bildung, Erziehung und Betreuung findet auf hohem Niveau in Darmstadt ebenso in außerschulischen Orten statt. Diese Angebote sollen weiterhin bestehen bleiben und sich im Sinne einer guten pädagogischen Kooperation entwickeln. Wenn Grundschulen das Konzept einer rhythmisierten Ganztagsschule aufgreifen, sind Vernetzungen im Sozialraum mit außerschulischen Angeboten außerordentlich wichtig“, so Sozial- und Jugenddezernentin Barbara Akdeniz.
Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat seit vielen Jahren den Bedarf an Betreuung an der Schule über das schulische Angebot hinaus erkannt: „In gemeinsamer Verantwortung von Jugendhilfe und Schule wurden früh erste Konzepte zum Aufbau und zur Entwicklung der lokalen Lern- und Bildungslandschaft entwickelt. Mit diesen Vorarbeiten wurde ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Antragstellung der regionalen Bildungsregion der Wissenschaftsstadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg geschaffen“, so die Sozialdezernentin des Kreises, Erste Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück. Insgesamt werden durch den Landkreis 213.000 Euro im Jahr aufgewendet, hinzu kommen Zuschüsse der kreisangehörigen Städte und Gemeinden von insgesamt rund einer Million Euro. Bereits seit 2001 gibt es darüber hinaus das Landkreis-Programm „Familienfreundliche Schule“, das ein nachmittägliches Angebot an weiterführenden Schulen fördert.
Bei der Entwicklung der Schlossschule in Gräfenhausen zur rhythmisierten Ganztagsgrundschule konnten der Landkreis, die Stadt Weiterstadt und das Staatliche Schulamt bereits praktische Erfahrungen einer breiten Kooperation machen.
Als Schulträger hat der Landkreis bereits viele Grundschulen so aufgestellt, dass dort ganztägig Angebote gemacht werden können. „Wir stellen uns der Aufgabe, veränderten gesellschaftlichen und pädagogischen Rahmenbedingungen auch in der baulichen Umsetzung Rechnung zu tragen. Daher wurden Schulbauleitlinien entwickelt, die als Ziel die inklusive Ganztagsschule in den Blick nehmen“, erläutert der Darmstadt-Dieburger Schuldezernent Christel Fleischmann.
„Unser gemeinsamer Antrag war erfolgreich, weil alle Akteure mitgewirkt haben: Jugendhilfe und Schule, staatliches Schulamt und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unserer Landkreiskommunen“, betont Erste Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück.
„Nach der positiven Entscheidung durch den Minister können wir nun mit der Entwicklung einer regionalen Konzeption starten“, freuen sich Landrat Klaus Peter Schellhaas und Oberbürgermeister Jochen Partsch.
Allerdings komme nun viel Arbeit auf alle Beteiligten zu. Es gelte, unter Verwendung der zur Verfügung stehenden Ressourcen, Formate und Instrumente der Prozesssteuerung zu entwickeln. Dies solle gemeinsam mit allen Beteiligten – Stadt und Landkreis als Schul- und Jugendhilfeträger, Staatliches Schulamt, kreisangehörige Städte und Gemeinden sowie die entsprechenden Schulen und den Trägern der Betreuungsangebote geschehen.