Jahr 2025

Kreisstatistik beleuchtet den Wandel im Einzelhandel und der Gastronomie im Landkreis Darmstadt-Dieburg

03.02.2025

Darmstadt-Dieburg. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat seinen neuesten Statistikband veröffentlicht. In der achten Ausgabe der Reihe „Darmstadt-Dieburg Statistik konkret“ stehen die Veränderungen im Einzelhandel und in der Gastronomie im Fokus – ein Thema, das nicht nur die Region, sondern ganz Deutschland betrifft.

Der Statistikband zeigt auf, dass sich der Einzelhandel in allen 23 Kreiskommunen des Landkreises deutlich verändert hat. Wesentliche Faktoren, die diesen Wandel vorantreiben, sind die Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg, die demographische Entwicklung und das wachsende Online-Shopping. Gerade kleinere, inhabergeführte Fachgeschäfte, die lange Zeit das Bild der Innenstädte geprägt haben, wie Schuhläden, Modeboutiquen, Spielwarengeschäfte und Metzgereien sind zunehmend verschwunden.  Viele der Inhaberinnen und Inhaber von kleinen innerörtlichen Geschäften gehören der großen Generation der Babyboomer an, die nach und nach in den Ruhestand gehen. Auch Apotheken, die einst als fester Bestandteil vieler Ortskerne galten, werden immer weniger.

Einzelhandel und Gastronomie im Umbruch

Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Lockdowns und Kontaktbeschränkungen führten dazu, dass vor allem stationäre Händler und Gastronomen erhebliche Umsatzverluste verzeichneten. Während große Ketten und Onlineplattformen diese Zeit oft besser überstehen konnten, mussten viele kleinere Geschäfte und Restaurants dauerhaft schließen. Hinzu kommt eine langfristige demographische Entwicklung, die zu einer veränderten Nachfrage beiträgt. Eine alternde Bevölkerung benötigt beispielsweise weniger Fachgeschäfte für junge Zielgruppen. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Lieferdiensten und online verfügbaren Produkten größer.

Ein Trend mit bundesweiter Dimension

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass der Landkreis Darmstadt-Dieburg keine Ausnahme darstellt. Ähnliche Entwicklungen lassen sich bundesweit beobachten. „Die Herausforderungen, vor denen der Einzelhandel und die Gastronomie stehen, sind struktureller Natur“, erklärt Landrat Klaus Peter Schellhaas. „Die Kombination aus Online-Shopping, veränderten Konsumgewohnheiten und wirtschaftlichen Krisen wie der Pandemie stellt die Branche vor eine Zeitenwende“, so Schellhaas weiter.

Die Versorgungssituation ist im Landkreis insgesamt betrachtet weiterhin sehr gut. Allerdings ist der Bestand vor allem in den größeren Ortsteilen sehr vielfältig, während in vielen kleineren Ortsteilen nur ein geringer Teil der Grundversorgung gegeben ist oder keinerlei Lebensmittelgeschäfte existieren. Besonders betroffen von einer unzureichenden Grundversorgung sind die kleinen Ortsteile in einem eher ländlichen Umfeld.

Im Vergleich mit dem Jahr 2012 ging der Bestand an Einzelhandelsgeschäften im Landkreis Darmstadt-Dieburg von 2.031 auf 1.796 Läden im Jahr 2023 zurück (-11,6 %). In fast allen Städten und Gemeinden verringerte sich die Anzahl der Geschäfte. Bei den Lebens- und Genussmittel gab es zwar nur einen Rückgang von 596 auf 553 Geschäfte (-7,2 %) aber in diesem Branchenbereich vollzog sich in den letzten Jahren ein deutlicher struktureller Wandel. Dort werden es immer weniger spezialisierte Geschäfte. So gab es von 2012 bis 2023 zum Beispiel bei den Bäckereien einen Rückgang um 16 Prozent von 153 auf 129 Läden und die Zahl der Metzgereien hat sich sogar von 88 auf nur noch 45 fast halbiert (-49 Prozent). Ein neuer Trend im Lebensmittelbereich sind dagegen Lebensmittelautomaten und automatisierte Geschäfte. Die Anzahl der Gastronomie- und Vergnügungsstätten insgesamt ging nur leicht zurück um 5,1 Prozent. Dabei haben sich jedoch innerhalb dieser Branchengruppe einige Verschiebungen ergeben. So gab es bei den Speisegaststätten einen deutlichen Rückgang um 17,2 Prozent, während zugleich die Zahl der Imbisse um 27 Prozent angestiegen ist.

„Es ist anzunehmen, dass auch in den nächsten Jahren der aktuell zu beobachtende Trend weiter fortschreiten wird. Die Zahl der Geschäfte wird sich voraussichtlich weiter verringern. Dabei ist vor allem von einem weiteren Verlust von Apotheken und spezialisierten Lebensmittelgeschäften wie Bäckereien und Metzgereien, sowie von einer zunehmenden Konzentration der Handelsfunktionen an den Ortsrändern auszugehen“, sagt Dr. Tamara Eschler, die die empirische Untersuchung durchgeführt hat.

Einblicke und Lösungsansätze

Die Analyse geht nicht nur auf die Zahlen und Daten ein, sondern bietet auch wertvolle Einblicke in die Ursachen des Wandels und mögliche Lösungsansätze. So könnten zukunftsorientierte Konzepte wie hybride Geschäftsmodelle, die sowohl stationären als auch Online-Handel kombinieren, sowie kommunale Förderprogramme den Wandel abfedern.

Diese Veröffentlichung soll als Grundlage für politische Entscheidungen und wirtschaftliche Maßnahmen dienen. Sie lädt aber auch Bürgerinnen und Bürger dazu ein, über die Entwicklungen in ihrer Region nachzudenken und sich aktiv in die Gestaltung der Ortskerne einzubringen.

Band 8 ist ab sofort auf der Website des Landkreises Darmstadt-Dieburg (https://ladadi.de/kreisstatistik) erhältlich und gibt einen detaillierten Überblick über die Dynamiken, die die Einzelhandels- und Gastronomielandschaft in der Region prägen.

Die Schriftenreihe

Die Schriftenreihe „Darmstadt-Dieburg Statistik konkret“ gibt es seit dem Jahr 2010. Die Schriftenreihe analysiert statistische Informationen zu ausgewählten Themen. Der vorliegende achte Band befasst sich mit dem Einzelhandel und der Gastronomie im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die Ergebnisse der hierfür im Jahr 2023 durchgeführten Bestandsaufnahme wurden mit dem im Jahr 2012 aufgezeichneten Bestand verglichen.  

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