Aktuelle Nachrichten aus Darmstadt-Dieburg

Jobbörse „Pflege älterer Menschen“

Erstmals Vorstellungsgespräche vor Ort, um das „Butler-Gen“ zu finden

04.02.2025

Dörthe Schuchardt, Geschäftsführerin des Pflegedienstes Hessen-Süd, im Dialog bei der Jobbörse "Pflege älterer Menschen" im Kreistagssitzungssaal in einer der erstmals eingerichteten Gesprächsecken. Foto: Ladadi

Darmstadt-Dieburg. „Motivation braucht es auf jeden Fall, und keine Angst im Umgang mit Menschen.“ Dörthe Schuchardt, Geschäftsführerin des Pflegedienstes Hessen-Süd, zählt im Kreistagssitzungssaal des Landratsamtes in Kranichstein auf, was sie von den Besuchern der Jobbörse „Pflege älterer Menschen“ erwartet, die von der Kreisagentur für Beschäftigung veranstaltet wurde. „Wir können alles beibringen, aber die Motivation muss stimmen“, sagt sie. Für die ambulante Pflege ist ein Führerschein notwendig, „weil wir ja zu den Leuten nach Hause müssen“, sagt sie. Der Pflegedienst Hessen-Süd ist an diesem Vormittag eins von zehn Unternehmen, die ihre Jobangebote rund um die Pflege präsentieren – aber nicht nur das: Hinter jedem der Stände im Kreistagssitzungssaal ist eine mit Lärmschutzwänden umstellte Gesprächsecke eingerichtet mit Tisch und zwei Stühlen, denn auch schon Vorstellungsgespräche sind an dem Tag möglich.

Von den 130 Besuchern an diesem Vormittag nehmen diese Möglichkeit einige in Anspruch. In der Gesprächsecke des Pflegedienstes Hessen-Süd wird um 9.15 Uhr schon das zweite Gespräch geführt. Start der Börse war um 9 Uhr. Praktika, Probearbeitstage und weitere Vorstellungsgespräche werden vereinbart. „Das ist ein Format, das zielführend ist“, urteilt Dörthe Schuchardt. Neben den zehn Firmen, die sich im Sitzungssaal präsentieren, gibt es im Foyer Beratung und in einem separatem Raum Impulsvorträge, die den Besuchern einen Überblick über den Quereinstieg in die Pflege oder die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen geben. „Ein guter Weg ist etwa, wenn ich heute hier einen Praktikumsplatz ausmache und mich dann weiterqualifiziere“, erklärt Ben Davis Schlage in einem der Vorträge. Denn der Einstieg sei oft ein Praktikum, und an diesem Tag gibt es die Kontaktmöglichkeiten dazu im Sitzungssaal in Kranichstein.

 

„Diese kleinen Messeformate wollen wir öfter machen“, sagt Jobcenter-Leiter Roman Gebhardt, „denn hier ist der persönliche Kontakt intensiver.“ 450 Bürgergeld-Empfänger waren eingeladen worden, zudem gab es Flyer-Werbung für die Jobbörse. Die Einladungen waren aber nicht zufällig ausgesprochen worden, wie Stephanie Friedel vom Arbeitgeberservice des Jobcenters erklärt: „Wir haben sie daran festgemacht, dass Interesse an der Pflege besteht“, sagt sie. Das haben die Fallmanager des Jobcenters in Gesprächen bereits im Zeitraum von drei bis vier Monaten vor der Jobbörse herausgefunden. Die Resonanz ist zufriedenstellend, aber vor allem, dass viele den persönlichen Kontakt suchen, ist äußerst positiv. Denn so entstehen wieder Kontakte zum Arbeitsmarkt, und das in diesem Fall auch noch in einer Branche, die Bedarf hat, wie Dörthe Schuchardt und auch Denise Shmidt, Fachbereichleiterin für ambulante Pflege bei den Johannitern Darmstadt-Dieburg, erklären. „In der ambulanten Pflege können wir zum Beispiel mit mehr Personal auch mehr Versorgung anbieten“, sagt Shmidt.

„Wir haben großen Bedarf in der ambulanten und stationären Pflege“, sagt auch Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Christel Sprößler. Und sie sieht nicht nur den Nutzen für die Bürgergeld-Empfänger: „Von so einer Veranstaltung können beide Seiten profitieren“, sagt sie. „Wir als Landkreis können hier auch viel lernen im Austausch mit den Praktikern. Etwa als Impulse für unsere Pflegekonferenz.“ Ein Thema, das sie von der Jobbörse mit in die diesjährige Pflegekonferenz nehmen will, ist beispielsweise die gleichmäßigere Verteilung der Pflegedienste und ihrer Angebote über den Landkreis. 

Aber diese müssen erstmal genug Personal haben. Genommen wird trotz des Bedarfs nicht jeder. „Das Allerwichtigste ist, dass das sogenannte Butler-Gen da ist“, sagt Dirk Dornblüth, Pflegebereichsleitung und Leitung Tagespflege bei den Johannitern Darmstadt-Dieburg, „es braucht Empathie und Aufmerksamkeit. Und natürlich Kommunikationsfähigkeit.“ Und so gesehen gehören diejenigen, die an diesem Tag das Gespräch mit den Vertretern der Unternehmen führen, bereits zu dem Personal, das in der Pflege händeringend gesucht wird. „Ich freue mich sehr, dass wir für diese Bürgergeld-Empfänger mit der Börse eine Perspektive aufzeigen können“, sagt Christel Sprößler.

tb

zurück...