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Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg

Zehn Jahre Adipositas-Chirurgie in Groß-Umstadt

11.12.2024

Wer an Adipositas leidet, dem wird seit zehn Jahren in der Kreisklinik Groß-Umstadt geholfen. Foto: Pixabay

Darmstadt-Dieburg. „Ich war am Ende“, sagt eine Frau, die heute 75 Jahre alt ist – und spricht vom Jahr 2014. Kleidergröße 66, alle Diäten probiert, nichts half. Dazu „miserable Blutwerte“, wie sie sagt. Ein Arzt erzählte ihr von der Möglichkeit, einen Magen-Bypass legen zu lassen. Sie zögerte. „Da muss man sich auseinandersetzen“, sagt sie. Zwei Jahre dauerte das. Schließlich hatte sie sich dazu durchgerungen, sich in Frankfurt operieren zu lassen. Da las ihr Mann in der Zeitung, dass es diese Möglichkeit nun auch in der Kreisklinik in Groß-Umstadt gebe. Sie kam in die Klinik, wurde 2014 im Alter von 65 Jahren von Dr. Hans-Jürgen Hain und Dr. Jürgen Voigt operiert – und hat es bis heute nicht bereut. „Keinen Tag“, sagt sie: „Die Blutwerte besserten sich, ich kann heute wieder spazieren gehen, habe inzwischen 75 Kilo verloren. Es ist ein völlig neues Lebensgefühl.“

„Das war auch die Motivation, 2014 mit der Adipositas-Chirurgie zu beginnen“, sagt Dr. Hans-Jürgen Hain, der die Patientin von 2014 bis heute betreut, „weil es segensreich ist für die Patienten.“ Denn wenn man erstmal eine gewisse Gewichtsklasse erreicht habe, werde es schwer, dieses Gewicht wieder nachhaltig zu reduzieren. Zusammen mit Dr. Voigt, inzwischen im Ruhestand, baute er die Sparte an der Kreisklinik auf. Inzwischen ist die Sektion für Metabolische und Adipositas-Chirurgie etabliert, seit 2021 sogar als Kompetenzzentrum zertifiziert und erst im November gab es die Rezertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie: Deutschlands anerkanntester Adipositas-Chirurg, Prof. Rudolf Weiner, attestierte dem Kompetenzzentrum der Kreiskliniken unter anderem ein breites Spektrum an Operationsverfahren, extrem niedrige Komplikationsraten und eine sehr gute Patientennachsorge. Qualitätsmerkmale, die von der 75 Jahre alten Patientin bestätigt werden. „Ich hatte nach der Operation keinerlei Beschwerden“, sagt sie. „Und auch die Begleitung durch die Kreisklinik, durch Dr. Hain, ist hervorragend.“

Diese geht ein Leben lang, erklärt der Mediziner. „Die Patienten müssen viel Vitamine und Eiweiß zu sich nehmen, damit die Muskeln nicht abbauen“, sagt Dr. Hans-Jürgen Hain. Etwa 100 Operationen gibt es im Jahr inzwischen, 2014 waren es noch sechs. Dabei gehe es nicht nur darum, die Fettleibigkeit zu reduzieren, sondern vor allem darum, die Begleiterkrankungen zu reduzieren: Blutdruck, Herz-Kreis-Lauf-Erkrankungen, Diabetes. „Es gibt einige Patienten, die benötigen danach kein Insulin mehr“, sagt Dr. Hain. Er unterstreicht: „Das ist keine Schönheits-OP! Man muss das Ganze als Krankheit bezeichnen, für die die Leute letztlich nix können, weil es auch eine genetische Disposition ist, die dafür sorgt, dass der eine dünn und der andere dick ist.“ So wie in der Familie der 2014 operierten Patientin. Auch Sohn und Tochter wurden mittlerweile bariatrisch in den Kreiskliniken operiert.

Die Krankheit belastet aber nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. „Die Mitmenschen sind grausam“, sagt auch die 75-Jährige. „Adipositas-Patienten werden oft stigmatisiert“, weiß Dr. Hain, „sie seien willensschwach und selbst dran schuld, dass sie so dick sind, heißt es dann.“ Dabei seien diese Patienten in der Regel sehr motiviert – und in 90 Prozent der Fälle handelt es sich eben nicht um eine Essstörung, erklärt Dr. Hain. Um dies auszuschließen, werden die Patienten an den Kreiskliniken auch psychiatrisch untersucht. Die eigentliche Operation dauert etwa nur eine bis anderthalb Stunden, danach bleiben die Patienten drei bis vier Tage im Krankenhaus und sind anschließend drei bis sechs Wochen krankgeschrieben, je nach Art der Tätigkeit.

Und verkneifen muss sich nach der OP auch niemand etwas. „Ich esse auch mal ein Rumpsteak“, sagt die 75-Jährige. Inzwischen hat sie wieder Kleidergröße 48/50. Und hat ihren Eingriff auch schon weiterempfohlen. „Ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt sie. „Wir freuen uns, wenn wir eine solche Erfolgsgeschichte hören“, sagt Klinik-Betriebsleiterin Pelin Meyer, „das ist ja auch für uns eine Bestätigung dafür, dass wir hier tolle Mediziner haben.“ Und Betriebsleiter Christoph Dahmen fügt hinzu, dass der nächste Schritt ja schon angegangen werde, um noch besser zu werden: „2027 wollen  wir unser Kompetenzzentrum für Metabolische und Adipositas-Chirurgie als Referenzzentrum zertifizieren lassen, das bedeutet nochmal niedrigere Komplikationsraten, ermöglicht uns aber auch die Teilnahme an internationalen Studien.“ 

tb

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