UNESCO-Weltnaturerbe: Die Grube Messel ist ein paläontologisches Denkmal

Urpferdchen

Beinahe wäre der einstige Messeler See zur Mülldeponie geraten - Lage und Beschaffenheit des Areals boten sich geradezu an. Die Grube Messel schien hervorragend geeignet für die in Südhessen dringend benötigte Abfallabladestelle. Zwar war schon seit 1875 bekannt, dass der Ölschiefer dort Fossilien birgt, aber die besondere Bedeutung dieses Fleckens Erde als Fenster in unser aller Vergangenheit lag noch eine ganze Weile im Verborgenen. 1990 schließlich, nachdem mittlerweile Tausende von Funden, darunter einzigartige wie das Urpferdchen, zutage getreten waren, wurden die Deponiepläne auf Drängen engagierter Bürger ad acta gelegt. Die Fundstätte war gerettet.

Nicht nur das: Am 9. Dezember 1995 hat die UNESCO der Grube Messel als Weltnaturerbe eine neue Zukunft beschieden. Es ist das einzige Weltnaturerbe in Deutschland.

In der Begründung heißt es: Die Anerkennung in der Liste der Welterbestätten basiert auf der Erhaltung von Lebewesen in Schichten, die in einem Zeitabschnitt der Erdgeschichte enthalten sind, der wissenschaftlich als Mittel-Eozän (Alt-Tertiär, Erdneuzeit) benannt ist, und ein Alter von etwa 50 Millionen Jahre besitzen.

Kein anderer Ort der Erde ist bekannt, der so viele verschiedene Fossilien unterschiedlicher Art und in dieser Qualität zugleich aus diesem Erdzeitalter birgt - vollständig erhaltene Skelette mit Abdruck von Haut und Haaren, Resten der letzten Mahlzeit, unabgelegten Eiern und Föten im Mutterleib. Das macht den Fundort Messel so herausragend.

Besucherplattform

Blick von der Plattform

Von der Besucherplattform aus breitet sich die trockene Grube teils mit Bäumen und Sträuchern bewachsen und von Pfaden durchzogen aus wie eine große, tiefe Schüssel. 60 Meter schaut der Besucher hinab, informative Schautafeln und ein interaktives Fernglas geben ihm einen Einblick in die Vergangenheit dieses besonderen Ortes: Hier lag vor 50 Millionen Jahren ein See, entstanden aus einem Vulkankrater. Ein tropischer Urwald säumte das Ufer. Am Grund des Sees sammelten sich tote Tiere und Pflanzen, konserviert durch Faulschlamm, der sich wegen fehlenden Sauerstoffs im See bildete. Der Einschluss in diese Umgebung stoppte den sonst natürlichen Prozess der Verwesung organischen Materials. Fossilisation setzte ein: Die Strukturen der abgestorbenen Lebewesen wandelten sich durch chemische Prozesse in Mineralien um.

Aus diesen - freilich sich sehr langsam vollziehenden Vorgängen - entstand der Ölschiefer in Messel. Zwischen seinen Schichten wurden Tiere und Pflanzen, die einst die Gegend um den Messeler See belebten, für immer aufbewahrt. Flora und Fauna aus der Urzeit liegen hier begraben. Mit den sensationellen Funden aus der Grube ist ein Stück Erdgeschichte ans Licht der Gegenwart gekommen - Blütenpflanzen, Insekten, Krokodile, Ameisenbären und Urpferdchen.
 
Im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Senckenbergmuseum Frankfurt und im Heimat- und Fossilienmuseum Messel in der Langgasse 2 lassen sich einmalige Fundstücke bestaunen.

In naher Zukunft soll ein neues, modernes Besucher- und Informationszentrum an der Grube Messel entstehen und damit die herausragende Bedeutung dieses UNESCO-Weltnaturerbes noch deutlicher unterstreichen.

Weitere Ansichten der Grube Messel

Urpferdchen
Führung mit Kindern
Fossiler Fisch
Blick in die Grube
Ölschiefer
Blick in die Grube
Blick in die Grube