"Das habe ich alles allein gemacht"
Stephen Owusu ist Schlosser und arbeitet als Stahlbauer und Monteur bei einer Firma in Offenbach. 1990 kam er im Alter von 31 Jahren als Flüchtling nach Deutschland. In Ghana gehörte er von 1980 bis 1990 einer Oppositionsbewegung an. Erst 1992 erhielt das Land eine demokratische Verfassung. Stephen Owusu floh über Togo nach Frankfurt, wurde nach Offenbach gebracht und kam dann in den Landkreis Darmstadt-Dieburg. In Messel hat er in der Flüchtlingsunterkunft gelebt. Als er von der Ausländerbehörde ein Jahr später die Erlaubnis erhielt, sich Arbeit zu suchen, zog er zusammen mit seiner Frau in eine Wohnung. Sie hatte er in der Unterkunft kennen gelernt.
Bei Stahlbau in Dieburg konnte er als Schlosser anfangen. „Ich bin einfach dorthin gegangen und habe mich vorgestellt. Der Chef sagte dann zu mir, ich solle am nächsten Montag um 7 Uhr da sein“, erzählt Stephen Owusu. Eine Woche hat er zur Probe gearbeitet, dann konnte er den Arbeitsvertrag unterschreiben. Deutsch konnte er zu dem Zeitpunkt noch nicht „Mein Chef hat mit mir englisch gesprochen“. Die deutsche Sprache lernen wollte Stephen Owusu unbedingt. In Messel hat er erfahren, dass es einen Fußballverein gibt. Da ist er hin, hat beim Training zugeschaut und konnte bald mit trainieren. „Ich habe durch den Sport auch besser deutsch gelernt“, sagt Stephen Owusu. Später hat er an der Kreisvolkshochschule in Dieburg einen Deutschkurs belegt.
Den Beruf des Schlossers hat Stephen Owusu in Ghana gelernt. Die Ausbildung wird zwar normalerweise in Deutschland nicht anerkannt. Sein Chef in Dieburg stellte ihn trotzdem ein. Alle zwei Jahre legt er eine Schweißerprüfung ab, um auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Bei der Stahlbau in Dieburg arbeitete Stephen Owusu 14 Jahre, bis die Firma insolvent wurde. Seit sechs Jahren ist er nun bei einer Firma in Offenbach tätig. Was er erreicht hat, habe er alles alleine gemacht, berichtet Stephen Owusu nicht ohne Stolz. Seine positive Einstellung helfe ihm.
Zu dem Beruf des Schlossers kam Stephen Owusu über einen kleinen Umweg. Nachdem er die Hauptschule in Ghana abgeschlossen hatte, sagte Vater Owusu zu seinem Sohn Stephen „Du musst Dir Arbeit suchen, was willst Du machen?“. Der Sohn antwortete, dass er gern Schreiner werden würde und nahm die Ausbildung auf. Die Großmutter, Mutter des Vaters, war damit jedoch ganz und gar nicht einverstanden. Sie drohte „Wenn Du nicht mit dem Beruf aufhörst, bist Du nicht mehr mein Enkelkind“. Der Enkel verstand die drastische Reaktion der Oma zunächst nicht. „Der Schreiner hat Jesus Christus ans Kreuz genagelt“, war die prompte Antwort der sehr gläubigen Großmutter. Der Enkelsohn hat den Beruf an den Nagel gehängt und wurde sodann Schlosser.
Mit seiner Frau lebt Stephen Owusu heute nicht mehr zusammen. Sie hatte, als sie sich kennenlernten zwei Töchter. Er hat sie unterstützt, in Deutschland zurecht zu kommen. Arbeit fand sie im Krankenhaus in Dieburg. Gemeinsam haben sie zwei Söhne, die beide mittlerweile den Realschulabschluss in der Tasche haben. Die Söhne wohnen bei der Mutter in Münster, der Vater in Altheim, wo die Söhne ihn am Wochenende besuchen.
Stephen Owusu fühlt sich in Deutschland gut aufgenommen. Manchmal hat er erlebt, dass Leute ihm wegen seiner Hautfarbe aus dem Weg gegangen sind. Eine Aussprache habe das Problem beseitigt, sagt er. Seit drei Jahren hat er die deutsche Staatsangehörigkeit. Wählen geht er nicht, sagt aber, "die Politik könnte besser laufen“.
Nachdem Stephen Owusu lange nicht in Ghana war, versucht er nun alle zwei Jahre seine Eltern zu besuchen. Auch seine Söhne waren schon wenige Male in Ghana. Ein Bruder von Stephen Owusu lebt in London eine Schwester in Hannover. Außer der Familie, sagt Stephen Owusu sind „echte Freunde“ ihm wichtig.